Mittwoch, Oktober 19

Ein Tag im Donaudurchbruch oder ich bin einfach verrückt

Vorneweg, ich hab's bis Donij Milanovac geschafft. Es war auch ein wundervoller Tag bei Sonnenschein und man hat trotz Dunst gut die rumänische Uferseite und die aufkommenden Berge der Karpaten sehen können. Auf den ersten Metern durch Veliko Gradiste hatte ich das Gefühl, dass die Donau mir alleine gehört, so menschenleer war es, und ein paar Fischer draußen am Wasser, haben dieser Idylle die Krone aufgesetzt.

Da rolle ich gemütlich, mit besseren Beinen als am Vortag, Richtung Golunac, wo der Donaudurchbruch wirklich beginnt. Zwei große Felswände auf beiden Seiten und eine Donau die hier davor eher wie ein See wirkt, deuten auf den Beginn des Djerdap Stausees des Donaukraftwerks bei Sip hin. Auf der serbischen Seite sind hohe Felswände und die Überreste einer beeindruckenden Festung Golubac unter deren Türme man direkt durchfährt. Danach geht es ruhig dahin und ich frage mich, wann die angekündigten Tunnel's beginnen werden. Gegen 14.30 Uhr mache ich Pause direkt an der Donau und denke, die restlichen 30 km schaffe ich, auch wenn kleine Steigungen kommen sollten, locker bis zum Etappenziel.

Ein paar Kilometer weiter sehe ich ein neues Schild der Euro Velo 6, das mir die weitreichende Entscheidung abringt, ob ich nicht anstatt der stark befahrenen Straße, die schöne, alte um 5 km längere Strasse mit schlechter Asphaltqualitaet und Anstieg auf über 500 Meter Seehoehe befahren will. Es war 15.30 Uhr, ich ziehe meine Jacke aus, da ich mir denke: ich mache es nur einmal im Leben und jetzt fahre ich über die Karpaten, ohne wirklich zu wissen was mich erwartet! Außerdem habe ich zu dem Zeitpunkt geglaubt, dass ich ansonst eventuell die Schönheiten des Donaudurchbruchs nicht erlebe, da auf der neuen Straße nichts auf die Tunnels und Steilwände hingewiesen hat. Ich sollte mich irren und mich in eine ziemliche unangenehme Situation bringen. Entschuldigung an dieser Stelle, dass ich damit den nahemöglichsten Weg am Wasser verlassen habe... Ich bin kein begnadeter Kletterer, aber anscheinend wollte der Österreicher in mir doch eine Bergetappe bei Pischelsdorf am Schwarzen Meer dabei haben.

Der inneren Monolog von der weiteren Fahrt ist nicht jugendfrei und kann jetzt hier nicht wiedergegeben werden. Jedenfalls waren es schlussendlich 500 Höhenmeter auf 12 km mit 2 groesseren Anstiegen, die man vollkommen allein absolviert. Der Berg ist praktisch unbewohnt und nicht ein Mensch ist mir entgegengekommen in diesen eineinhalb Stunden. Die Bergetappe hat mich dabei nicht aufgrund der Anstrengung, mit 37,5 km Equipment den Berg hochzufahren, fertig gemacht, sondern dass ich aufgrund der Ungewissheit fast verzweifelt wäre, wielange es denn noch von den angekündigten 33 km bergauf gehen werde.

Darüber hinaus war mir nicht mehr klar, ob ich diesen Weg noch bis zur Dunkelheit nach Donij Milanovac schaffe oder ob ich in den Karpaten wild campieren muss, wo es auch Bären geben soll. Endlich am vermeintlichen Top alleine angekommen, kann ich die wunderbare Aussicht im starken Wind und bei Kälte nicht lange genießen, da es schon 17.30 Uhr ist. Ein weiterer kleinerer Anstieg und eine tolle, technisch anspruchsvolle Abfahrt später sind es immer noch 15 km bis zum Zielort, wo ich wiederum bereits in der Dunkelheit einen 2 km Anstieg zu einer vermeintlichen Unterkunft umsonst vornehme, bevor ich mich erleichtert nach 84 km dem zum Glück noch offenen Tourismusbüro in der Stadt zuwende für die voraussichtlich letzte Nacht in Serbien.

4 Kommentare:

  1. .. du bist ja der ärgste Fighter bergauf! ... du könntest ja auch locker mit einem Bären fighten! :)

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  2. Hallo Gregor!

    Die Fotos sind sensationell! Ich beneide dich ein wenig um deine Reise! Ich hab für nächstes Jahr auch schon was geplant!

    Lg
    Mux

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  3. ... gregor, das du UP´s and Down´s immer super meisterst, weiß ich - aber geh die UP´s gmiatlich an! :)

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  4. Mux, vielen Dank! Mit deiner Schulung jetzt auch nur mehr ein leichtes Wunder ;) Vielen Dank, es macht Spaß! Es braucht täglich viel Zeit, aber das ist es absolut wert.... Meine Fahrzeiten sind ja wirklich ohne irgendwelche Fotostopps gerechnet.

    liluu, vielen dank für deinen fast täglichen Support hier. Das bedeutet mir viel, jede Aufmunterung verleiht mir neue Kräfte am Weg und für jeden Tag!

    Danke auch allen Lesern hier!

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