Dienstag, Oktober 18

Die unterschiedlichen Geschichter eines Tages nahe der Grenze

Mangels direkten Weges in der Nähe der Donau - aufgrund von vielen Wasserwegen und Auen - zwingt mich mein Weg Richtung Süden durch ein grenznahes Industriegebiet und ziemlich mühsame Kilometer im Gegenwind zurück nach Norden zur Donau. Irgendwie war es eine schwerer Start in die Woche, obwohl ich derzeit gar keine Wochentage kenne. Es gibt nur Rad- und Ruhetage. An diesem Radtag gestern lief es von Beginn an nicht besonders. Ich konnte mich nicht motivieren, und den richtigen Tritt habe ich auch nicht gefunden, weshalb ich nur langsam auf Touren kam. Nach eineinhalb Stunden komme ich so langsam in den Tag und schon verfahre ich mich erstmals in Pozarevac, weil ich einerseits mit kyrillischen Strassennamen schlecht zurecht komme, andererseits die Wegkennzeichnungen und Strassenschilder sagen wir mal sehr bescheiden ausgeschildert sind! Eine ärmliche Gegend sticht mir ins Auge. Vermehrt sieht man Pferdewägen auf der Strasse, die von alten Elektroherden bis zum Brennholz alles liefern, was gerade benötigt wird. Auch Kinder sind mit kleineren Eselswaegen unterwegs und lachen und winken mir zu.

Die Gegend fällt aber auch zwischen den Orten mit unheimlich grossen Müllbergen und mehr oder weniger legalen Deponien, meist an Brücken, auf. Darin wühlen Kinder wie Erwachsene, um ihren Vorteil aus den Bergen zu holen. Ohne zu merken, nähert sich mir an einer neuen Strasse einer dieser im Muell wühlenden Menschen mit seinem alten Fahrrad, und er gibt mir zu verstehen, er brauche eine Luftpumpe. Da ich die neue Strasse nicht in meiner Karte fand, und sowieso hier stand half ich ihm, ohne gleich zu bemerken, wie sehr er nach Alkohol stank. Er bedrängt mich nachdem ich sein Rad aufgepumpt habe, worauf ein paar Müllkinder zur Hilfe kommen, die die Szene beobachtet haben. Sie drängen ihn ab und verhindern, dass er mir zu Nahe kommt oder mich bestiehlt. Eine sehr unangenehme Situation und warnendes Erlebnis.

Dem nicht genug und einige Kilometer weiter verfahre ich mich abermals um einige Kilometer, da es teilweise überhaupt nicht möglich ist festzustellen, wo du bist. Es gibt zwar Ortsschilder die auf einen Ort oder eine Siedlung hinweisen, auf denen stehen aber keine Namen. Zurück am richtigen Weg beginnt ein starker Gegenwind mich und meine restlichen Geduld an diesem bescheidenen Tag herauszufordern. Gefühlte 10 km/h bei vollem Tritt vorbei an einem elendslangen Braunkohlewerk erreiche ich endlich das Ende das Plateau und sehe hinab zur Donau. Dieser Blick entschädigt immer wieder für viele Strapazen am Weg. Es ist schon spät, aber ich nehme natürlich trotzdem den Weg an der Donau nach Ram, der um 3 km länger ist. Nach anfangs extrem schlechten Strassenverhaeltnissen, werde ich mit dem ersten Dammweg in Serbien belohnt, der sogleich einer der schönsten überhaupt ist. Nicht ein Strauch verhindert die Sicht auf die Donau und die vor mir auftauchende Ruine in Ram.

An der Fährstelle in Ram gibt es zwar keine Zimmer, dafür Milan und seine 2 Freunde, die mich auf einen Wein und den Rest ihrer sensationellen Fischplatte einladen. Ich nehme das Angebot dankend an, und geniesse das Essen. Schwer aber doch kann ich ihnen verständlich machen, dass ich noch 20 km weiter muss bis zum nächsten Ort, da ich nach diesem anstrengenden Tag und der Kälte nicht im Zelt schlafen wollte. Es ist bereits 17.30 Uhr als ich aufbreche, ein schnelles Sonnnenuntergangsfoto mache, und die letzten Kilometer nach Veliko Gradites im Eiltempo absolviere. Wieder ein ereignisreicher Tag, aber ich hoffe, dass die nächsten Tage im Donaudurchbruch etwas ruhiger werden. Die Landschaft, an der nun zum Grenzfluss gewordenen Donau, verspricht schon viel. Am gegenueberliegenden Ufer ist bereits Rumanien zu sehen!

1 Kommentar:

  1. wow, welch tolle erlebnisse und auch welche die dich etwas vorsichtiger machen... aber toll! .. und schöne impressionen! :)

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