Freitag, November 18

Die Rückkehr zum Ausgangspunkt der Reise und neue Werte für mehr Lebensqualität

Oberhalb der nicht sichtbaren Quellen von K.U.L.M.bach und Römerbach
Die schönen Herbsttage nach meiner Rückkehr haben mich fast dazu gezwungen, ein weiteres Mal auf den Kulm zu fahren. Aus zweierlei Hinsicht war mir das ein wirkliches Bedürfnis und Freude zugleich.

Auf der einen Seite wollte ich nochmals die schöne Aussicht auf das Kulmland genießen und mit dem nun vorhandenen Wissen den Weg entlang der Fließgewässer nach oben suchen. Andererseits wollte ich für mich entdecken, in welcher körperlichen Verfassung ich nach meiner Reise wirklich bin.

Also bin ich, diesmal ohne jegliches Gepäck, bei sonnigen Herbstwetter Richtung Kulm aufgebrochen. Spürbar leichter als mit den 37,5 kg Gepäck und auch etwas wackeliger ohne die Seitentaschen gings rasch die kurzen und längeren Steigungen aufwärts, und auf Höhe des Ackerwirts am Ausgangspunkt meiner Reise vorbei, bis zum Kulmwirt. Ohne große Anstrengung erreiche ich von Pischelsdorf aus in 55 Minuten das Ende der Straße unterhalb des Kulmgifpels. Eine tolle Zeit, die vor meiner Reise für mich unerreichbar gewesen wäre. Ich bin begeistert.

Die Messungen durch Sportwissenschafter Roland Grabmüller bestätigen auch mein subjektives Gefühl einer deutlichen Leistungssteigerung bzw. einer körperlichen Veränderung durch ein Monat moderaten Ausdauersport. Im Vergleich zu den Tests und Messungen vor meiner Abreise am 30. September habe ich 2,7 kg weniger Körpergewicht, sowie einen um 2,6 % geringeren Körperfettanteil und einen um 1,4 % höheren Skelettmuskelnanteil. Auch das fühlt sich gut an. Ich freue mich auf die detaillierte Analyse meiner Werte und des Logbuchs durch Roland Grabmüller. Er wird bei der Präsentation am 25. November 2011 auch dabei sein. Danke an dieser Stelle an KNIFSPORTS und Roland Grabmüller für die tolle Unterstützung und Betreuung.

Der Gipfel unseres Hausberges ist leider kein öffentlicher Raum, aber vielleicht gibt es bald ein Lösung für alle... Ich werde  versuchen, mehr Informationen zu sammeln und darüber spätestens nach meiner nächsten Gipfelfahrt hier berichten.

Dienstag, November 15

PULS für Heartbeat

Ein erfreuliches E-Mail war heute in meinem Posteingang. Dr. med. Mario Krammel, Geschäftsführender Präsident von PULS - Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes, hat mir eine Pressemeldung übermittelt, die ich hier natürlich gerne veröffentliche. Ich freue mich sehr, dass ich mit PULS einen vertrauenswürdigen Partner gewinnen konnte, der mich im Anschluss an die Präsentationen Ende November bei der Anschaffung von Defibrillatoren und deren Installation mit Expertise beraten wird. Dr. Florian Ettl wird als Vertreter von PULS das Projekt Heartbeat betreuen und am 25. November zur Präsentation kommen. Gemeinsam mit mir wird er die Sportstätten im Kulmland besichtigen, und daraufhin sicherlich interessante Details zu den Geräten und zu den nächsten Schritten bekanntgeben können. So, hier nun der Text von PULS...

Kulmland soll HERZsicher werden - Ein Projekt zur Verbesserung der Überlebenszahlen nach präklinischem Kreislaufstillstand.

Allein in Österreich sterben jedes Jahr über 10.000 Menschen am plötzlichen Herztod – in den meisten Fällen ohne vorherige Warnzeichen. Der plötzliche Herztod ist somit außerhalb von Krankenhäusern die häufigste Todesursache. Jede Minute ohne Hilfe verringert die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 %. Nur durch Herzdruckmassage und den Einsatz eines Laiendefibrillators kann in so einer Situation jeder beliebige Ersthelfer Hilfe leisten und Leben retten. Hierbei ist aufgrund der automatisierten Funktion des Defibrillators eine Fehlanwendung und Schädigung des Betroffenen ausgeschlossen.

Eine signifikante Steigerung der Überlebenswahrscheinlichkeit von 5 auf bis zu 70 % konnte durch eine hohe Verfügbarkeit von frei zugänglichen Laiendefibrillatoren und früher Herzdruckmassage in mehreren Projekten gezeigt werden.

PULS will dafür Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen und setzt auf breite Aufklärungsarbeit und die Bereithaltung von frei zugänglichen Defibrillatoren in der Öffentlichkeit.

„In einem Pilotprojekt stationieren wir gemeinsam mit unserem Projektpartner und Initiator Mag. Gregor Fink öffentlich zugängliche Defibrillatoren in den Sportstätten im Kulmland und streben dadurch eine Erhöhung der Überlebenszahlen nach plötzlichem Herztod an“, so Dr. Mario Krammel, geschäftsführender Präsident von PULS.

Keymessages:

.) Der plötzliche Herztod ist die Todesursache Nummer eins.
.) Jede Minute ohne Defibrillation sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 %.
.) Erste Hilfe ist kinderleicht - haben Sie keine Angst etwas falsch zu machen.
.) Durch wenige Handgriffe und dem frühen Einsatz eines Defibrillators kann die Überlebenswahrscheinlichkeit auf über 70 % gesteigert werden.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne unter presse@puls.or.at oder unter 0699 / 17 117 987 zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie unter www.puls.or.at

Univ. Lektor Dr. Mario Krammel, Geschäftsführender Präsident PULS

Univ. Prof. Dr. Wolfgang Schreiber, Vorsitzender wissenschaftl. Beirat

Samstag, November 12

Ankündigung Präsentation und schau!

Liebe Blogleser(Innen)!

Zurück im Kulmland möchte ich mich hier für die unglaublich positive Resonanz bedanken, die mir in jedem Gespräch in den letzten beiden Tagen entgegengebracht wurde. Ihr alle ward und seid die benötigte Motivitation für meine Reise und für Heartbeat, um weiter zu kämpfen für die gute Sache. Die vorhandene Energie möchte ich sofort nutzen, um meine Reiseerfahrungen so schnell wie möglich aufzuarbeiten und zu präsentieren. Wie bereits angekündigt, darf ich nun bekanntgeben, dass es bereits im November Präsentationen & Reiseberichte zu Pischelsdorf am Schwarzen Meer geben wird. Mehr dazu untenstehend in der Ankündigung! Ich freue mich auf Euer Kommen.

Ebenso freue ich mich bzw. bin ich eigentlich sprachlos, wieviel Gutes in meiner Abwesenheit für Hearbeat - every beat counts getan wurde. Ein Dank an jeden Buttonkäufer & Unterstützer bisher. Es gibt aber noch immer Herzschläge = Heartbeats zu kaufen und ich freue mich weiterhin über jegliche Unterstützung, also sprecht weiter so gut über Heartbeat, kauft weiter so viele Buttons oder spendet so wie zuletzt Verena, Rupert, Richard, Karl, Markus, Siegrid, Karl, Die Drexler-Mädels, Teresa und Thomas, Florian, Harald, Fritz, Roland, Norbert, Barbara, Silke, Elfriede, Angelika, Rita, Kulturverein K.U.L.M., Siegfried, Andrea, Marktgemeinde Pischelsdorf, Agnes und Bernhard, Nina, Sportverein Pischelsdorf, sowie Alois und Heidi, zur Verhinderung des plötzlichen Herztodes im Sport.

Unglaublich, ich bin von den bisherigen Spenden so überwältigt, wie von den Eindrücken auf meiner Reise. DANKE HERZLICHST! Mehr dazu in der Unterstützerliste hier im Blog.

Alles Liebe und bis Bald!

Euer Gregor Fink

PS: Ein erstes Ergebnis und Infos zur weiteren Vorgehensweise für HEARTBEAT gibt es dann an den beiden Terminen der Präsentation und Schau!


HumanEnergie : Gregor Fink

In Kontinuität zu Energiekulturen - Energiestrukturen Kulmland 2010-2020 präsentiert K.U.L.M.:
Energie-SPUREN V aus der Perspektive von Kunst : Politik : Wissenschaft : Wirtschaft

Zeit: Freitag, 25. November 2011, 19:00 Uhr
Ort: K3, Alte Schuhfabrik, Gewerbepark 8212 Pischelsdorf

Präsentation: Ausstellung & Diskussion:
mit Gregor Fink, Richard Frankenberger, Roland Grabmüller, Stephan Kothgasser
Moderation: Wolfgang Wehap

Pischelsdorf am Schwarzen Meer - schau!

Lichtbilder und Geschichte(n) zur 2267 km langen Rad-Reise
von und mit Gregor Fink

Zeit: Samstag, 26. November 2011, 15:30 Uhr
Ort: K3, Alte Schuhfabrik, Gewerbepark 8212 Pischelsdorf

Kontakt:

K.U.L.M., 8212 Kulm 49, T+43(0)3113 2739 K.U.L.M. Akademie K.U.L.M. stört 2010 www.kulm.net bzw. www.heartbeat.or.at

Donnerstag, November 10

42 h mit dem Zug durch Osteuropa und zurück im Kulmland

Während die hügelige Gegend von Tulcea und Constanta vorbeizog, konnte ich mich erstmals während der ersten Zugfahrt entspannen. In diesem Moment fallen mir viele anstrengende Momente auf der Reise ein, und ich denke ich mir, dass ich auf keinen Fall nochmals diese Anstrengungen auf mich nehmen werde. Das war am Beginn der 42 h langen Reise und ist mittlerweile fast zwei Tage her. Wieder zurück in Pischelsdorf kann ich nun nun von langatmigen, aber durchaus spannenden Zugfahrten erzählen, und wie ich es doch nahezu konfliktfrei samt meinem Rad zumindest bis nach Österreich geschafft habe, bis ich spät nachts an der Grenze von meinem Vater abgeholt wurde. Das meine turbulente Reise in Bruck an der Leitha endet, hätte ich eigentlich nicht gedacht.

Dienstag früh morgens habe ich in Sulina ernsthaft verschlafen und bin erst um 20 nach 6 Uhr aufgewacht, nur durch die Schritte der in der Nacht angekommenen Fährmitarbeiter, die sich wieder auf den Weg zur Fähre machten, um pünktlich um 7 Uhr abzufahren. Knapp aber doch schaffe ich es. Froh darüber, dass mir weitere 2 Tage Warten bis zur nächsten Fähre erspart blieben, schlafe ich nach einem kleinen Frühstück ungemütlich aber müde am Tisch auf meinem Handbag ein.

Der erste Weg in Tulcea führt mich sogleich zum Bahnhof, wo ich den Eingang nicht sehe und ich ungläubig vor einem Aussenhäuschen mit der Aufschrift des Bahnhofs stehe und mir denke, das Abenteuer beginnt jetzt nochmals von vorn. Nachdem ich die einzig möglichen 2. Klasse Tickets für mich gekauft habe, bekomme ich, während der 4 h Wartezeit auf einen der genau 4 Züge, die an diesem Tag in Tulcea ankommen oder abfahren, doch ein schlechtes Gefühl ob die Fahrradmitnahme wirklich klappen wird. Der Gedanke, eventuell das Bike in der 1. Klasse einfacher und sicherer mitzunehmen, hat sich erübrigt. Es war nur möglich ein Ticket für mich zu kaufen und das auch nur bis zur Grenze, denn es gibt keine internationale Kasse in Tulcea und ausserdem kann ich für die Nachtfahrt keine 1. Klasse oder Schlafwagen kaufen, da ich da, lt. Auskunft der freundlichen Damen am Schalter, in der 1. Klasse kein Bicicletta mitnehmen kann, wofür ich sowieso im Zug beim Schaffner zahlen muss. Das Wissen um die Fahrradmitnahme und die gängige Praxis ist aber mittlerweile im Gegensatz zu den im Internet von Bikeromania vorhandenen und am Vorabend zu der Problematik noch genau studierten Bericht zum Glück vorhanden, und beruhigt mich etwas. Im Gegensatz zu den auf den Webseiten der ÖBB und DB gezeigten Fahrpläne soll ich aber laut der Schalterdamen doch an einer anderen Stelle, und zwar in Arad umsteigen, da es dort eine internationale Kasse für Tickets nach Budapest gäbe.

Beim Einstieg sprechen mich dann zwei rumänische Hobby-Fischer aus Medgidia, die mich, anders als ich sie, wiedererkennen. Wir haben uns zweimal getroffen, einmal bei der Bootsfahrt mit Christian, wo sie mir einen Schnaps angeboten haben und einmal am Beginn des Weges von Sulina nach Sfanto Gheorghe, wo ich sie beim Friedhof nach dem Weg gefragt habe. So ein Zufall und witzig zugleich, jedenfalls erleichtert mir das gleich nicht nur den Einstieg auf den hohen Wagontreppen, sondern macht die Zugreise angenehmer. Ich begnüge mich beim Kartenspiel, der als Sicherheitsleuten im AKW Cernovoda tätigen Fischern mit einem im Gegensatz zu ihnen Englisch sprechenden Rumänen, mit der Zuschauerrolle im recht sauberen 6er Abteil und bewache immer wieder mein Rad im Zwischenraum der Wagons. Victor, einer der beiden Fischer, ladet mich fürs nächste Jahr gleich in sein Haus nach Sulina ein, falls ich wiederkomme. Er geht davon aus. Die Wartezeit von einer Stunde am Bahnhof Medgidia überbrücke ich mit einer Jause, Übungen zum Aufwärmen und einen netten Gespräch mit einem jungen Rumänen, der es gar nicht erwarten kann, wieder ins Ausland zu kommen und eventuell wieder wie im vergangenen Sommer in Dänemark zu arbeiten. Die ganze Rückfahrt über treffe ich ebenso interessante Menschen, wie auf meiner gesamten Reise bisher. Diese Begegnungen mit den Menschen machen die Reise erst einzigartig.

Die endlos erscheinende Fahrt von Medgidia bis Arad habe ich, trotz der unglaublichen Hitze der nicht regulierbaren Heizung im Abteil, gut überstanden. Einerseits durch einen kurzen Aufenthalt in Bukarest, der zwar eine Abwechslung war, aber völlig langweilig, da ich den Zug ja nicht verlassen habe, und andererseits ab Bukarest durch die Gesellschaft eines algerischen Arztes, der in Tunis lebt und seine studierende Tochter in Arad besucht. Nachdem die Sonne aufging, machen sich der Algerier und der Österreicher Gedanken zu den Bildern, die wir ausserhalb der langsam vorbei gleitenden rumänischen Landschaft in den Karpaten sehen. Wieder sehe ich brachliegenden Nutzflächen und heruntergekommenen Industrieanlagen in teilweise schockierenden Zuständen, die ich ja schon auf der Radreise wahrgenommen habe und mich jetzt im Schutze des Zuges fast zu Tränen rühren. Die sich mir stellende Frage, ob das Leben vor der Wende besser war, lasse ich hier mal offen.

Die Information der Info-Damen am Bahnhof Tulcea mit dem Umstieg in Arad hat sich dann als "Ente" herausgestellt, denn womit ich nach der absolut pünktlichen Abfahrt aus Tulcea und aus Medgidia nicht gerechnet habe, ist das ein Zug auch Verspätung haben kann. Nach 14 h hatten wir in Arad durch viele Stopps bereits eineinhalb Stunden Verspätung, die meine gesamte Reiseplanung ziemlich über den Haufen geworfen hat. Wäre ich gemäß des Reisevorschlags der ÖBB Website umgestiegen, hätte ich zwar kein Ticket gehabt (Kauf im Zug wäre kein Problem gewesen), aber ich hätte den vorgesehenen Zug nach Budapest nicht versäumt und damit auch nicht die einzig mögliche Anschlussverbindung direkt nach Graz über die Raabtalbahn. Auch wäre das ein schöner Abschluss der Reise gewesen, den gleichen Weg zurück zu fahren, den ich mit dem Rad entlang der Raab gefahren bin. Daran habe ich schon gedacht, als ich die Raabtalbahn auf meinem Weg gesehen habe. Die Mitnahme des Bikes war bis dahin fast problemlos, ausser die schwierigen Einstiege über steile Aufgänge und Übergänge zu anderen Gleisen, die ich aus Sicherheitsgründen dann doch nicht so wie die Rumänen über die Gleisanlage quere.

Auf der Fahrt treffe ich Katharina, eine Schweizerin die mit ihrer Familie eine Biofarm in der Nähe von Arad führt. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals für die Einblicke bedanken und Hochachtung und Respekt für den mutigen Schritt Auszuwandern entgegenbringen, und vor allem zu ihrer, mit grossen Engagement gelebten, pfluglosen Landwirtschaft und ihrem Leben in den wunderschönen Karpaten gratulieren (www.biofarmland.com). Im Gegensatz zu vielen Familien haben sie natürlich fliessendes Wasser und die Müllabfuhr kommt regelmäßig, weil sie ja auch bezahlen. Katharina konnte mir dann endlich auch die Frage nach dem Müllsystem beantworten, die mich, wie alle Blogleser mitbekommen haben, laufend beschäftigt hat. Das System soll mit Unterstützung der EU aufgebaut werden, denn bisher war es so, dass alles im Garten verbrannt wurde, soweit möglich, der Rest in eine Grube am Ortsrand geworfen wurde. Auch die Meinung von Katharina zur heutigen Lebensqualität in Rumänien hat meine Frage zum Vergleich vor der Wende beantwortet. Früher war es teilweise für die Menschen einfacher und je nach Sichtweise besser, aber Leute mit "Pep", die ihre zusätzliche Wertschöpfung im Sozialismus abgeben mussten, gehen daran zu Grunde und dies mache insgesamt eine Gesellschaft kaputt.

Nach Arad und dem Erreichen der ungarischen Grenze, wobei die Fahrt durch den Korridor an der Schengengrenze mit den Grenzkontrollen solange dauert, dass man die durch den Zeitunterschied gewonnene Stunde gegenüber Rumanien sofort wieder verliert. Die neue Routenplanung sah dann vor, den Zug um 17.10 in Budapest zu erreichen, obwohl der Schaffner sagt, das erst der Zug "Wiener Walzer" um 19.10 Uhr Fahrräder mitnehme. Der Versuch um 17.10 Uhr einzusteigen scheitert kläglich am Schaffner, womit mein Spießroutenlauf durch den Bahnhof begonnen hat, wo ich auf äußerst unfreundliche Auskunftsmitarbeiter gestossen bin. Erst wurden mir nur Züge für den nächsten Tag in Aussicht gestellt. Auch die widersprüchliche Information eines Zugführers und mein Hinweis auf die falsche Information auf der ÖBB Website, dass die Fahrradmitnahme begrenzt möglich sei, halfen zuerst nicht wirklich weiter, worauf mir jeder Mitarbeiter am Bahnhof mir die kalte Schulter zu zeigen schien. Erst nach 45 Minuten Diskussion und mein offensichtlich doch beeindruckendes Telefonat mit der ÖBB machten den Zugchef gesprächsbereit, und er erlaubte die Mitnahme meines Fahrrades als Gepäckstück, wenn ich es in Einzelteile zerlege, da Fahrräder nur in Sommermonaten befördert würden und die Info auf der Website einfach falsch sei. Er drückt ein Auge zu und ich montiere einfach das Vorderrad ab und stelle Merida als "Gepäckstück" in den Zwischenraum hinter der Lok. Geschafft, trotz schon aufkommender Skepsis werde ich es zumindest bis nach Österreich schaffen, da mir der ungarische Zugchef nur ein Ticket bis zur Grenze ausstellen kann. Um mir weitere Diskussionen mit dem österreichischen Zugteam zu ersparen, nehme ich gerne das Angebot meines Vaters dankend an, mich am ersten Stopp in Bruck an der Leitha abzuholen. Das meine Reise gerade hier nach endlosen Zugstunden endet, hätte ich noch Stunden zuvor nicht gedacht. Der doch erfolgreiche und abenteuerliche Stil auf gut Glück mitsamt dem Fahrrad nach Österreich zurück zu kommen, entfacht ein lautes Lachen in mir, über den doch ungewöhnlichen Ablauf und der insgesamt erstaunlich niedrigen Kosten der Rückreise. Müde und überglücklich bin ich dann gegen Mitternacht in Pischelsdorf angekommen. Nach der Reise ist vor der Präsentation, weshalb es ab sofort wieder viel zu tun gibt. Mehr dazu und zu Heartbeat gibt es regelmäßig weiter hier im Blog.

Detail der Rückreise mit Fahrrad für Interessierte

Sulina - Tulcea mit Schiff 45 Lei = 11 EUR
Tulcea - Medgidia - Arad mit Zug 107 + 20 + 25 + 5 Lei fürs Bike bis zur Grenze = 40 EUR
Arad - Budapest 105 Lei + 10 Euro fürs Bike bis Budapest = 36 EUR
Budapest - Grenze Österreich mit Fahrrad EUR 39

Dienstag, November 8

La Revedere Delta Dunarii nach einem wunderschönen Tag

Es ist Zeit mich vom Donaudelta zu verabschieden, wo ich in den letzten Tagen die fast unheimliche Schönheit der Natur, in diesem 42.000 m² grossen Abenteuerland, erleben durfte. Fast ausgestorben ist das Fischerdorf Sfanto Gheorghe im November. Nur eine Pensiunea hat geöffnet, worin ich auch der einzige Gast bin und die 6 unterbeschäftigten Angestellten mangels wirklichen Hausherren jeden Tag Party haben, neben dem TV auch noch mindestens eine laute und schreckliche, rumänische Discomusik aus den Lautsprechern dröhnt und eventuell noch jemand am Laptop laut einen anderen Stil hört. Von dieser Geschmacklosigkeit und absoluter Schmerzunempfindlichkeit unterscheidet sich dieser Ort und seine Menschen aber keineswegs vom restlichen Rumänien.

Auch sonst ist der Ort ausgestorben, vereinzelt sieht man Fischer ankommen und wegfahren oder an ihren Booten oder Netzen hantieren, ansonsten erinnern nur Werbeplakate von Pensionen oder Bootstouren an die sicherlich geschäftigere Zeit im Sommer. Übrigens sollte man Ende August hierher kommen, da es die Zeit der Pelikane ist, und die Mücken und Gelsen ihre Zeit schon hinter sich haben. Mit diesen wunderbaren Erfahrungen und Erlebnissen der letzten Tage im Donaudelta und dem Wissen, dass Stör als Suppe, in Sauce oder gegrillt leider das Einzige ist, dass mir der Koch servieren kann, bin ich nun doch froh heute endlich abzureisen. Einerseits geht das Fischessen auch ins Geld, denn von billig kann keine Rede sein, und andererseits so grossartig ist das fast wie ein Steak schmeckende, feste Fleisch des Kaviarlieferanten auch nicht, dass ich mich noch tagelang davon ernähren könnte.

Einer der unbeschäftigten Männer hat gestern mit mir noch einen letzten Ausflug, ganz in den Süden des Deltas, zur Halbinsel Sacalin unternommen. Wunderbare Naturlandschaft mit wild verzweigten Kanälen und vielen, vielen Vögeln und einer ganz, schmalen Halbinsel, wo man an den flachen Stellen sieht, wie sich auf der anderen Seite die Wellen des Schwarzen Meer an der Sandbank brechen. Ein toller Anblick.

Nachmittags habe ich dann noch einen letzten Spaziergang zum Strand unternommen. Am Weg dorthin bin ich an einem Schild im neu gestalteten Miniport vorbei gelaufen, der mich auf einen alternativen Natura Trail zum Meer aufmerksam gemacht hat. Gesehen, gesucht und gefunden, folgte ich dem sandigen Weg bis zum Donaustrand und ging weiter auf der Sandbank flussabwärts zur Mündung des Sfanto Gheorghe Kanals. Am Ende des Kanals sieht man das Naturschauspiel des wild aufgewirbelten Wassers von Donau und Schwarzen Meer und versteht das geltende Schwimmverbot am Zusammenfluss umso mehr.

Genau an dieser kleinen Landzunge saßen im Watt viele, verschiedene Vögel und ich näherte mich ganz langsam und siehe da, darunter waren auch 2 Pelikane, die sich wiederum als erste auf und davon machten. Obwohl ich nicht so scheu bin, wie Pelikane, mache ich mich jetzt auch aus dem Staub und versuche nach der Schifffahrt nach Tulcea gleich den Zug Richtung Graz zu erreichen. Sollte alles optimal ablaufen, gibt es den nächsten Post über die Heimreise nach erfolgreicher Rückkehr am Mittwochabend auf diesem Kanal.

Montag, November 7

Auf der Allee der Kormorane zum Fischerdorf Sfanto Gheorghe

Da ich bisher nur die Postkarte am Samstag gesendet habe, folgt hier noch ein kleiner Nachbericht zu den Erlebnissen am vergangenen Wochenende. Anders als geplant bin ich am Samstag nicht zu Fuß an die Stelle der Mündung des Sulina-Kanals gegangen, sondern mit dem Boot gefahren. Ein junger einheimischer Künstler namens Christian hat mich am Kai mit den Worten 'You are the Austrian' aufgehalten, um mir mein Rad abzukaufen. Er hatte wohl von Andreas erfahren, dass ich mit dem Bike hier bin.

Kurzerhand schwatzt er mir einen Boottrip auf, der dann doch von einem Freund samt seiner Schwester durchgeführt wurde. Der Ausflug war eigentlich als Fototrip für Christian geplant, den nun ich bezahlt habe - na gut. Es war trotzdem die richtige Entscheidung. Zu Fuss hätte ich zwar den letzten Teil der "Landmasse" an der Donau erreicht, aber auch nur den mit Steinen ausgelegten Kanal der Donau sehen können, der bis nach dem neuen Leuchtturm führt. Die drei jungen "Fremdenführer", die sich hier locker das Geld für Samstagabend verdient haben, haben mich bis zum offenen Meer gebracht und sogar mit vollem Speed zur Sandbank, wo ein Frachter im Sturm aufgelaufen ist und bis dato dort liegt. Erst gestern ist mir auf der Karte aufgefallen, dass wir zu diesem Zeitpunkt auch kurzfristig die ukrainische Seegrenze passiert haben müssen. Am Rückweg nach Sulina gibt's dann im Golf Musura auch noch einen natürlichen Übergang zwischen Delta und Meer zu sehen, sowie ein kleiner Landgang am alten Leuchtturm. Sehr schön.

Der grosse Doors Fan und Maler Christian macht dann doch noch einen Deal mit mir und schwatzt mir begeistert meine Pulsuhr samt Fahrradcomputer ab. Im Gegenzug bekomme ich bei ihm zuhause Bilder von ihm. Gut, passt. Mein Fahrrad habe ich zum Glück doch nicht verscherbelt, obwohl die Versuchung gross war, mir die Organisation und Kosten für den Rücktransport nach Pischelsdorf zu ersparen. Er hatte dann nicht soviel Geld, um mich wirklich in Versuchung zu bringen, denn einerseits hängen an Merida nun die Erinnerungen an diese Reise, andererseits hätte ich nicht die schöne Fahrt gestern auf einem der wenigen Wege im Delta nach Sfanto Gheorghe erleben können.

Über 30 Kilometer, genau kann ich es jetzt ja nicht mehr sagen, führt ein toller, aber technisch schwierig befahrbarer Weg über Schotter, Stein, Erde und zum Schluss auf den Dünen vor Sfanto Gheorghe, über Sand quer durchs Delta Dunarii. Ein Erlebnis für sich, wäre da nicht noch das Delta mit der beeindruckenden Natur, das ewige Rauschen des Meeres, und dann noch die Tierwelt, die einen nicht wie ein Motorboot sofort als Fremdkörper wahrnimmt. Man fährt entlang des Strommasten, wo einem immer wieder Gruppen von Zugvögel überfliegen, und kann dabei auf den Masten sitzende Kormorane beobachten, die erst durch meine Anwesenheit 5 Meter vor ihnen abfliegen. Die Allee der Kormorane, toll. Das Naturerlebnis wird noch gekrönt durch den Überflug eines Pelikans, und die Beobachtung einer auf dem Wasser langsam gleitenden Gänsefamilie bei einer Pause, wo man die Anstrengungen der vergangenen 5 Wochen vergisst und geniesst.

Das letzte Abschnitt vor dem kleinen Fischerdorf Sfanto Gheorghe war dann doch noch ein wenig anstrengend auf tiefem Sand, man wird jedoch sofort mit der Fahrt in der neuen Marina und dem anschliessenden Blick aufs Meer vom Sandstrand bei Sfanto Gheorghe belohnt.

Samstag, November 5

Postkarte aus Sulina

Liebe(r) BlogleserIn,

mein letzter Tag in Sulina geht zu Ende. Bei einer privaten Bootsfahrt mit jungen Einheimischen, habe ich den alten Leuchtturm besichtigt.
Ich weiß nun, dass sich das Delta jährlich unvorstellbare 5 Meter ins Meer ausbreitet, wodurch der alte Leuchtturm längst nicht mehr vom Meer zu sehen ist. Morgen geht's wieder mit dem Rad auf einem unbefestigten Weg zum südlichsten Ort im Delta. Bin gespannt, was mich erwartet.

Alles Liebe!

Gregor

Freitag, November 4

Delta Rangers oder ein abenteuerlicher Tag im Donau Delta

Abfahrt heute morgen 9.30 Uhr. Gemeinsam mit Andreas, einem schwedischen Finnen aus Helsinki (ja, auch das gibt es), mache ich mich in einer Nussschale samt ausgebildeten Ranger auf den Weg ins Donaudelta. Andreas habe ich am Vortag am Weg zum Strand getroffen, und im Gespräch habe ich ihm erzählt, dass ich über die Kellnerin der Pension einen Typen ausfindig gemacht habe, der mich einige Stunden im weit verzweigten Delta führt und sowohl Flora und Fauna zeigen kann. Kurzerhand hat er sich mir angeschlossen, was den Tag natürlich neben der Kostenteilung auch insgesamt angenehmer gemacht hat.

Wir teilen uns also den schmalen Sitz am Bug des Bootes und lassen uns von Catalin und seinem kleinen Aussenborder-Motor durch die Kanäle bis zum Lake Rosul kutschieren. Einige Kormorane, Möwen und andere Vögel, die nicht den Weg nach Süden gesucht haben, kreuzen immer wieder unseren Weg, oder werden von uns aufgescheucht. Sehr interessant waren natürlich auch die erhaltenen Infos durch einen der 26 offiziellen Ranger über die Anzahl der verschiedenen Schilfarten (4), des im Frühjahr aufgrund des Schmelzwassers höheren Wasserstandes (plus 2 Meter) oder dass es, wie ich eigentlich gedacht habe, gar keine Flamingos in Rumänien gibt. Die Fahrt dauerte über 3 Stunden, worin wir für diese Jahreszeit unglaublich viele Vögel und sogar 2 Pelikane im Überflug, sowie atemberaubende Wasserwelten und riesige Seen gesehen haben, und mit Catalin sogar eine Fischerbastion mitten im Schilf besucht haben. Die gelungsten Fotos wie immer im Album rechts.

Vieles ist erlaubt im Delta, natürlich Fotografieren, Beobachten der Tierwelt und sogar Fischen mit entsprechender Lizenz, selbstständige Fahrten am Wasser mit Boot, Kayak oder Kanu auf speziellen Routen, jedoch nicht in den strengen Schutzgebieten. Was aber definitiv verboten ist und unseren Ranger neben den Amateurfischern, die gerne das Schilf auf ihren Positionen zerstören, zur Weissglut treibt, ist die illegale Abholzung von Baumbestand im Delta.

Am Rückweg werden wir dann Zeuge eines solchen Einsatzes des Delta Rangers, der nachdem er wie ein Kriminalbeamter seinen Ausweis zückt, die überraschten Menschen für ihre gedankenlose Rodung zur Rechenschaft zieht. Mittendrin statt nur dabei, wurde ich sofort dazu angehalten Beweisfotos zu schießen, was mir sofort den Unmut der auf frischer Tat ertappten Holzdiebe einbrachte. Endlose Diskussionen und die Ankunft des mittlerweile herbeigeeilten Primar bzw. Bürgermeisters später, fühlen Andreas und ich uns ebenso wie Delta Ranger und schiessen ein Gruppenfoto mit Catalin nach dem ersten gemeinsamen Einsatz.

Am späteren Nachmittag versuchten Andreas und ich noch bei Tageslicht an die Mündungsstelle der Donau zu gelangen. Da dies aufgrund der vielen Irr- und Wasserwege nicht sehr einfach war, blieben wir heute doch der Stelle fern und begnügten uns zur Sicherheit mit einem Halt am Strand im Mondschein. Leider hatte ich keine Kamera dabei, um diesen schönen Moment ebenso festzuhalten, wie die alten beleuchteten Stehlampen am Strand. Merkwürdiges Bild. Wusstet ihr, dass das Meerwasser aufgrund der Donau- und der Dnjeprmündung im Schwarzen Meer gar nicht sehr salzig schmeckt?Ausprobiert, fast trinkbar und ohne salzigen Nachgeschmack!

Morgen bleibe ich doch noch einen Tag länger, um die Stelle der Donaumündung mit Hilfe der Satellitenfotos und GPS doch zu finden. Laut Luftlinie sind es 8,4 km. Mal sehen, das Wetter soll ebenso traumhaft wolkenlos und sonnig warm sein wie heute. Dann geht's eben erst übermorgen mit dem Bike weiter nach Sfanto Gheorghe...

Donnerstag, November 3

Ankommen

Der Tag ist gekommen, um endlich in Pischelsdorf am Schwarzen Meer anzukommen. Nachdem ich gestern den ganzen Vormittag gebraucht habe, die besten Fahrtoptionen von Tulcea ins Donaudelta nach Sulina zum Donaukilometer 0 zu finden, stand mittags endlich der grobe Plan für die nächsten Tage.

Gar nicht so einfach, denn zum einen ist das Delta nicht so einfach zu erreichen, die Schiffahrt fährt nicht täglich jeden Ort an bzw. retour, und man braucht Hilfe bei der Routenplanung, denn beim Tourist Office ist keine vernünftige Auskunft zu bekommen. Andererseits braucht man eine Fahrkarte für das Schiff, eine geeignete Information, ob man ein Zimmer im gewünschten Ort bekommen kann, und dann noch der Dschungel durch die Bürokratie des Donau Biosphärenreservat hinzu. Zum Beispiel habe ich an einem Schalter die Berechtigung zum Passieren des Deltas bezahlt, um mit dem Kassenbon an einem anderen durch eine Glasscheibe sichtbaren zweiten Schalter, im selben Gebäude jedoch mit einem anderen Eingang, von 2 gelangweilten Damen das Ticket ausgefüllt und gestempelt zu bekommen. Ob ich wirklich jemals kontrolliert werde, vage ich zu bezweifeln. Zum Glück hat mich ein Mitarbeiter dort verstanden, der mir voller Stolz dann sicherlich 15 Minuten in perfektem Englisch die Schönheiten, die Wege und sogar die Entstehung des Deltas erklärt hat. Sehr interessant, wie auch der Tipp, dass ich sogar eine Radtour im Delta zwischen Sulina und dem zweiten Hauptarm der Donau nach Sfanto Gheorge machen kann. Somit stand nach 3,5 h endlich grobe Plan mit Rückfahrtsmöglichkeit für meinen Erholungsurlaub in den kommenden Tagen.

Die Fahrt nach Sulina war bis auf die vielen Erklärungen eines in den USA, North Carolina, lebenden Rumänen nicht sehr spannend, da man großteils am neuen Kanal entlang fährt. Man sieht jedoch schon hier die unendliche Weite und Wirrungen des Deltas, wie auch ab und zu Pelikane und andere schöne Vögel, die über das langsam tuckernde Schiff hinwegfliegen. Bei jeder Ortschaft halten wir kurz, um einige Passagiere und auch Waren von Bord zu lassen. Die Ankunft in der 4.000 Einwohnerstadt um 17 Uhr bei fast vollständiger Dunkelheit ist gefolgt von geschäftigen Treiben am Kai, wo allerhand Waren die nur so ihren Weg ins Delta finden, von ihren Empfängern laut schreiend und wild gestikulierend wie auf einem Markt oder der Börse entgegengenommen werden. Glücklicherweise finde ich nach der Hektik eine sehr schöne Pension, da die vom Tourist Office empfohlene Pensiunea Jean Bart mich rigoros abweist, nachdem ich mich mit meinem Englisch als Tourist zu erkennen gab. Merkwürdig, jetzt ist mir klar, warum dieser Ort noch länger brauchen wird, um an die glorreichen alten Zeiten anzuschliessen, als Sulina der wichtigste Donauhafen in Rumänien war.

Die Wäsche ist heute, Mittwoch, mittags endlich wieder trocken und ich konnte nach einem entspannten Vormittag endlich raus an die Donau zum Kilometer 0, wo ich die sehr unscheinbare Markierung, da auf der gegenüberliegenden Uferseite liegend, erst im zweiten Anlauf finde. Aber mittlerweile ist das nicht mehr das Ende der Donau, die im Schwarzwald entspringt, und aufgrund der Ablagerungen erst 2 km nach den alten Leuchttürmen ins Schwarze Meer mündet.

Eine kleine Fotosession an dieser Stelle später geht's auf zu diesen letzten 2 km auf meiner Reise von Pischelsdorf ans Schwarze Meer. Genau 2267 km gefahrene Kilometer und 1095 km Luftlinie von meinem Ausgangspunkt am Kulm im oststeirischen Kulmland erreiche ich das Schwarze Meer. Im Rumänischen Marea Neagra; der Name kommt aus dem arabischen, türkischen und bedeutet soviel wie nördliches Meer.

Eigentlich habe ich mir nicht viel erwartet und zudem habe ich heute bei meinem Ankommen festgestellt, dass ich mir merkwürdigerweise gar keine grossen Gedanken und Vorstellungen über diesen Moment gemacht habe. Die Ankunft in Tulcea vorgestern bzw. auch in Sulina selbst haben alle meine Gedanken so eingenommen, dass mich die unglaubliche Schönheit des Strandes und der Moment am Meer dann einfach umgeblasen hat. Ich habe nicht erwartet, dass dieser Augenblick so schön sein wird, und dass die Zufahrt zum Strand selbst ein Traum für sich ist. So eine Kulisse baut man vielleicht für große Filme, das hier war aber echt und authentisch. Darüber hinaus gehörte der traumhafte Strand für die kommenden zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang mir ganz alleine. Ich habe gefeiert, die Zeit für eine lange Fotosession genutzt, den Moment genossen, und einfach auch nur still da gesessen. Ab hier fehlen mir die Worte, aber seht doch selbst. Bis morgen.

Mittwoch, November 2

Tulcea - Das Tor zum Donaudelta, aber (noch) nicht das Ende der Reise

Es war nicht die gewünschte Triumphfahrt. Nachdem ich vorgestern ja den Traumtag schlechthin hatte, malte ich mir aufgrund der doch wenig erscheinenden Kilometer eine recht einfache Fahrt von Galati nach Tulcea aus. So startete ich um 10 Uhr über einen schönen Weg entlang der Donau zur Fähre, um ein letztes Mal am Weg die Donau in einer ruhigen und angenehmen Überfahrt zu queren. Nachdem ich wieder auf der rechten Seite ankam, merkte ich beim ersten Wegweiser mit der Aufschrift Tulcea, 76 km, dass es sehr knapp werden könnte mit der Ankunft bei Tageslicht. Die ersten kleinen Steigungen machen mir gleich bewusst, dass es auf dieser Seite doch kein Spaziergang wird und ich hart kämpfen muss auf der letzten Etappe. Kurz vor Isaccea, dem geplanten Pausenstopp am Weg, muss ich dann dem Tempo, den Anstrengungen und auch einem schlechten Frühstück Tribut zollen und stehe förmlich bergauf. Mit letzter Kraft erreiche ich den kleinen Ort, wo ich zwar kurze Pause mache, aber keine Zeit und Willen habe, einen kleinen Umweg zur Donau zu riskieren, wo der nahe Blick auf die ukrainische Seite des wieder zum Grenzfluss gewordenen Stromes wartete. Weiter geht's. Jeder Gedanke beschäftigte sich ab dem Moment mit der Frage, werde ich es noch bei Tageslicht ans Ziel schaffen?

Es war ein Höllentrip für meinen müden Körper und Geist und hat noch ein letztes Mal alle Reserven von mir abverlangt. Nach der Pause und der Stärkung zwar es spürbar besser, aber gleich nach der Ortschaft wurde mir bewusst, dass noch ebensoviele Steigungen mit knapp über 10 % auf mich warten, wie Ortschaften am Weg bis Tulcea liegen. Stress pur, denn es war bereits 15 Uhr und um 17 Uhr beginnt die Dämmerung nach der Zeitumstellung. Anstatt der gedachten Genussfahrt, dachte ich gestern also den ganzen Tag an nichts anderes als das Ziel, deshalb war diese hügelige Etappe sicherlich die mental und sportlich herausforderndste seit den Tagen mit Gegenwind im Süden. Nach der vorletzten Ortschaft, die ich nach 3 Serpentinen und doppelt so vielen Flüchen auf der Steigung erreicht habe, denke ich mir 10 km vor Tulcea erstmals, dass ich egal wie dunkel es sein wird, auf jeden Fall ein Bild von der Ortstafel machen muss. Nachdem ich die ersten Türme der Industriestadt sehe und bei der 4 km Marke von der Ortstafel überrascht werde, bricht ein lautes schelmisches Lachen aus mir hervor und überglücklich verliere ich die eine oder andere Freudenträne. Geschafft, denn ab hier in Tulcea geht es am Rad nicht mehr entlang des Hauptarmes der Donau weiter. Das Tor zum Donaudelta ist erreicht, nach 2183 Kilometern. Damit endet aber die Reise Pischelsdorf am Schwarzen Meer ebenso wenig, wie auch der Weg von HEARTBEAT noch lange nicht zu Ende ist.

Heute geht es mit dem Schiff 42 km nach Sulina zum Donaukilometer 0 - NULL - wo ich dann auch genau ein Monat nach meiner Abreise endlich das Ziel erreiche und das Meer sehen werde. Mehr dazu dann morgen auf diesem Kanal, nicht versäumen! Ich werde weiter täglich hier mindestens bis zu meiner Rückkehr berichten, denn es gibt im Delta Dunari noch viel zu entdecken und auch mitzuteilen, von den Erlebnissen, den Spenden, den weiteren Schritten von HEARTBEAT bis zur Anschaffung der Defibrillatoren für die Sportstätten im Kulmland, wo ich noch viel Unterstützung brauche.

Stolz darf ich heute auch verkünden, dass ich mit der Vollendung der Reise bis Tulcea auch ein mir bis damals nicht bekanntes Vorhaben zu Ende gebracht zu haben, welches vom Kulturverein K.U.L.M. bereits 1996 in Angriff genommen wurde. Nachdem ich Richard Frankenberger von meinem Vorhaben erzählte, hat er mir von seinen Erfahrungen auf dem Fussweg Richtung Schwarzes Meer erzählt. Gemeinsam mit Gottfried Ranegger und Wolgang Wehap schaffte er den Weg vom Kulm bis nach Halogy in Ungarn, wo die drei Gefährten leider gesundheitlich bedingt aufgeben mussten. Nun zum wirklich Erfreulichen! K.U.L.M. unterstützt HEARTBEAT mit einer Spende von 100.000 Heartbeats, worüber ich mich sehr freue und mich somit herzlichst bedanke! Auch bin ich stolz mitteilen zu dürfen, dass ich eingeladen wurde, Pischelsdorf am Schwarzen Meer in Rahmen eines Vortrages noch dieses Jahr im K3 in Pischelsdorf zu präsentieren! Genauer Termin wird hier noch bekannt gegeben. Also nichts versäumen, die Reise geht noch weiter!

Dienstag, November 1

2 Mobilisationsübungen

Hallo Gregor!

Für deine letzte Etappe, gebe ich dir noch zwei Mobilisationsübungen auf den Weg mit. Sie werden die letzten Übungen, die ich gebloggt habe abrunden und dir helfen nochmal gut zu entspannen.
Ich wünsche dir noch viel Kraft und ein freudiges Ankommen am Zielort!
Glg, Roland


Katzenbuckel
Symmetrische Mobilisation der Halswirbelsäule und der oberen Brustwirbelsäule

Ausgangsposition:
Bankstellung - Arme und Oberschenkel senkrecht,
Rücken und Kopf waagecht.

Ausführung:
Langsam einen Katzenbuckel machen (BWS/LWS) und dabei den Kopf nach unten bewegen (HWS) – kurz halten – wieder langsam in die Ausgangsstellung zurückbewegen.

Wichtig:
Bankstellung => Einatmen, Katzenbuckel = >Ausatmen


Mobilisation des Schultergürtels/Dehnung Brustmuskulatur



Ausgangsposition:
Aufrechter Stand, leicht gebeugte Knie.

Ausführung:
Schultern nach hinten unten ziehen- Schulterblätter zusammenschieben.

Wichtig:
Oberkörper gerade halten, auf stabilen Stand achten.




Mag. Roland Grabmüller
Sportwissenschafter
Diplom Mentaltrainer


Der perfekte Tag zum Genießen

Den gestrigen Tag konnte ich wirklich geniessen, obwohl ich es überhaupt nicht erwartet habe. Die Ausgangssituation war nicht sehr rosig, ich hatte ja zwei mühsame und harte Tage hinter mir seit ich von Silistra gestartet bin. Der hügelige Verlauf auf der rechten Donauuferseite hat mir zugesetzt, und ich wusste nicht, was mich auf der linken Seite ab Harsova erwarten wird. Da ich hier, wie auf meinem Weg entlang der Raab durch Ungarn, nicht genau wusste wie der Weg aussehen wird, und ich nicht mal wusste, wie weit die nächste Unterkunftsmöglichkeit weg sein wird, da es ja auch erstmals in der Nacht Frost hatte. Darauf eingestellt, habe ich mir in den letzten Tagen bei der Routenplanung den laut Strassenkarte einfachsten Weg entlang der Strassen zurecht gelegt und bin möglichst früh gestartet, um die 125 Kilometer bis Braila bis 17 Uhr spätestens zu schaffen. Die Zeitumstellung bringt nun um 17 Uhr Dunkelheit mit sich. Die Wirtin des Motels hat mir schon am Vorabend in italienischen Wörtern verständlich machen wollen, dass meine geplante Abkürzung, die ich auf den Satellitenfotos entdeckt haben wollte, nicht ohne einheimische Hilfe möglich wäre, und ich solle die E60 entlang fahren. Ich dachte mir, dass es aber einen Versuch wer sei.

Am Morgen habe ich dann schnell die Mautstelle der letzten Donaubrücke erreicht und ich werde freundlicherweise als Radfahrer durchgelassen, denn einen Preis für Radfahrer gab es auf der Liste nicht. Nach der schwierigen Überfahrt auf dem als Baustelle schwer passierbaren Gehweg, finde ich relativ schnell bei Giurgeni den noch asphaltierten Weg zu meiner Abkürzung, die dann in sehr grobe Kopfsteinpflaster übergeht. Ich dachte mir, wer wagt, der auch gewinnt und entscheide mich hier weiter zu fahren, als den 25 km längeren Umweg in massiven Verkehr auf der Hauptstrasse zu folgen. Nach 2 km endet der Weg in einen Betonweg bei einer Siedlung namens Rachitoasa und wieder entscheide ich mich dem nun vorhandenen Dammweg zu folgen, wo ich nach kurzer Zeit einen Einheimischen treffe, der mir bestätigt, dass der festgefahrene Weg Richtung Braila führt. Die Donau zu meiner rechten und mit gutem Tritt auf einem von Pferdewägen ausgefahrenem Weg verfolge ich alleine ein Frachtschiff, welches auch nicht schneller war - wirklich!

Da kam nun ein breites Lächeln in mein Gesicht, und ich habe mich zurückerinnert an die schönen Dammwege in Ungarn, aber auch an die mühsamen natürlich. Da der Weg aber nie schlechter wurde, die Sonne an diesem wunderschönen Herbsttag schien und ich der einzige Mensch auf den nächsten 20 km bis zur nächsten Strassenkreuzung war, habe ich den Weg einfach nur genossen. Auch der durch mich erschreckte, kurz bellende Hund, der einen fest schlafenden Mann am Weg kurz nach der Siedlung bewacht hat, konnte mich nicht beirren. Ein wahrer Traum und möglicherweise der Lohn der vielen Mühen im letzten Monat.

Mit dieser Abkürzung kam ich natürlich auch viel schneller voran und ich erreichte nach 25 km bereits den Ort, den ich auf der Hauptstrasse erst nach 50 km erreicht hätte. Von da an waren die Wege und Strassen durch die kleinen Dörfer durchwegs gut ausgebaut, und ich konnte schon daran denken, Braila doch links liegen zu lassen und noch 20 km weiter bis Galati zu fahren, wo ich am dann ein letztes Mal die Donau mit einer Fähre queren kann und nur mehr eine Etappe bis Tulcea am Plan stehen würde.

Der Rest der Fahrt war einfach nur zum Geniessen. Die Dörfer sind nicht viel anders als im Süden, aber die Menschen registrieren einen Radfahrer anders. Die Kinder schauen nur mit grossen Augen und grüßen nicht mehr mit lautem Hello oder Olá, die Erwachsenen sind auch zurückhaltend und staunen merklich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Radfahrer hier nicht so oft durchkommen, wie auf der südlichen Route, wo sich die Menschen bereits an die verrückten Touristen am Bicicletta gewöhnt haben. Auch keine Jugendlichen, die mich anmotzen. Einzig ein Mann, der irgendetwas laut schreiend, und mit auf mich zeigenden, ausgestrecktem Zeigefinger, einem anderen Mann über mich mitgeteilt hat. Auch das stört nicht an diesem perfekten Radtag auf meiner Reise. Glücklich und entspannt sinke ich nach den gemachten Übungen aufs Bett in einer Sportschule, die ich aufgrund der freundlichen und Englisch sprechenden Polizisten in der 300.000 Einwohnerstadt Galati sofort gefunden habe.