Montag, Oktober 31

Ein schöner Herbsttag mit Biss

Die wärmende Sonne hat mich gestern den ganzen Tag lang begleitet. Es war eine der kürzesten Etappen am gesamten Weg bisher, die mich auf der rechten Donauuferseite bis nach Harsova und der Brücke bei Vadu Oii brachte. Der hügelige Streckenverlauf hat den wunderschönen Herbstag nicht betrübt, obwohl mir die vielen Strassenkilometer des Auf und Ab's schon sehr schwer gefallen sind. Es ging langsam voran, jedoch immer wieder mit sensationellen Blicken auf die Donau und die Ebene dahinter.

Während ich auf meinem Weg nach Norden auf immer gepflegter wirkende Orte und Häuser auch abseits der Hauptverkehrsrouten treffe, gewinne ich mit der zunehmenden Belastung auch langsam den Eindruck, dass mir die kürzeren Etappen, an denen ich ohne Zeitdruck gemächlich Richtung Etappenziel fahre, schwerer fallen als die langen. Ein bisschen Druck muss anscheinend sein, um den richtigen Biss zu kriegen.

Apropos Biss. Bissiger als die vielen kleinen Steigungen war heute aber nur ein Hund. Ein schöner, großer weißer Hund hat mich am späten Nachmittag schon bellend empfangen, als ich bei Tichilesti um die Ecke einbog, und gerade dabei war an dem von ihm bewachten Areal vorbeizufahren. Ich erkannte sofort, dass das Tor unterhalb Platz genug bietet, das sogar der Riese darunter durch auf mich zustürmen kann. Shit. Natürlich schafft er das locker und er ist mir schon auf den Fersen, woraufhin ich mit neu gewonnener Lockerheit - es ist ja bisher nichts passiert - ihn einfach wieder links liegen lassen und ihn nicht mal beachten wollte. In diesem Moment spüre ich aber schon einen festen Zug von hinten, und ich denke schon an einen zerfetzten Reifen oder ähnliches... Ein Blick zurück und ich merke, dass der blöde Hund den am Gepäck flatternden Wimpel, welchen ich vom Pischelsdorfer Bürgermeister bei der Abreise überreicht bekam, erwischt hat. Nicht nur der Wimpel ist nun gerissen, auch die Taschenhalterung hat's hinter sich... Na Bravo!

Heute werde ich auf der letzten Brücke wieder die Donauseite wechseln und fahre danach dem Hauptstrom entlang Richtung Braila, von wo nur mehr 100 km bis Tulcea auf mich warten.

Sonntag, Oktober 30

Die Hügel, die Donau und gemeine Hundeattacken

Der gestrige Tag zählt sicher zu den härtesten auf der Reise Pischelsdorf am Schwarzen Meer. Die am morgen verspürten Rückenschmerzen waren bei der Fahrt eigentlich nicht zu spüren. Auch der Gegenwind war nicht störend, denn ich hatte wirklich sehr gute Beine nach dem Ruhetag und die ersten Steigungen, auch auf kilometerlangen Kopfsteinpflasterabschnitten, waren schnell und problemlos gemeistert.

Die Kilometerangaben zeigten nur mehr 100 km bis Constanza am Meer, wenn ich dem Kanal folgen würde. Verlockend, aber ich bleibe meinem Ziel treu und verfolge ab der Mittagspause in einer kleinen Bar, wo es bei Eiseskälte auch Hühner bei der offenen Tür ins Lokal schaffen (Foto), den hügeligen Weg des rechten Donauufers. Das linke Donauufer ist unbefahrbar und durch einen Seitenarm der Donau abgeschnitten, erst ab Harsova geht es auf der linken Seite bis Braila weiter. Dort ist es wiederum umgekehrt, rechts der Donau verläuft ein anderer Bratul (Seitenarm). Die Donau beginnt sich hier circa 250 km vor Tulcea schon zu verzweigen.

Schmerzhaft waren gestern nicht nur die vielen Hügel mit Steigungen von 10 %, auch die bettelnden Kinder in den armen, ländlichen Ortschaften waren ein harter Prüfstein für meine Motivation. Von den 3 Hundeattacken will ich gar nicht reden, nicht auszudenken wenn das bergauf Passagen passieren würde. Einmal rettete mich eine Polizeistreife, die bei der Ortseinfahrt von Cernavoda die 5-6 im Rudel auftretenden Hunde vertrieben, welche mich quer über den Kreisverkehr verfolgten. Jetzt wundern mich die vielen toten Hunde am Straßenrand nicht mehr, wenn sie das auch mit stärkeren Verkehrsteilnehmern als Radfahrern versuchen. Vollgepumpt mit Adrenalin nach diesen Schreckenserlebnissen lies ich mich in die Badewanne des einzigen Hotels der Stadt fallen.

Freitag, Oktober 28

Ein Tag in Bulgarien

Die Warnung des laut eigener Aussage beim rumänischen Verkehrsministerium arbeitenden Mannes auf der Fähre, ich solle doch lieber im rumänischen Ostrov übernachten und nur tagsüber zurück nach Silistra auf bulgarischen Boden fahren - falls ich das unbedingt wolle -, habe ich zum Glück nicht ernst genommen. Er hat als aller Erstes auch gesagt, ich solle keinem Menschen vertrauen und damit habe ich auch mit eingeschlossen, glaube niemanden. Meine Erfahrungen zeigen und wurden wiederum bestätigt, nur eigene Erfahrungen zählen und nachdem ich sowieso dagegen hin, irgendeinen Kilometer nochmal zu fahren, geschweige denn zurück zu fahren, habe ich mich völlig richtig entschieden, diesen Ruhetag ausschließlich in Silistra zu verbringen.

Irgendwie erstaunlich, ob es die Ungarn oder Serben waren, die jeweils über Rumänien gelästert haben, oder die Rumänen jetzt über Bulgarien, eine Wertschätzung des jeweiligen südlicheren Nachbarlandes ist mir gegenüber nie ausgesprochen worden.

Zugegeben, ich habe genau eine Stadt in Bulgarien erlebt, aber ich kann nur für mich feststellen, dass es ruhiger, sauberer, und individueller ist, als jede andere Stadt oder Ort in Rumänien. Darüber hinaus sind die Menschen zurückhaltender, trotzdem freundlich, die Grenzbeamten können Englisch und die Unterkünfte sind nicht so maßlos überteuert. Das bulgarische Essen ist zwar auch nicht abwechslungsreicher - nur Fleisch -, dafür wesentlich besser. Die auf einem Markt gekauften Kebapche, ich glaube es sind Fleischrollen aus faschiertem Schweinefleisch, waren sowie der dazu servierte Krautsalat unglaublich gut und mitunter die beste Speise auf der Reise.

Ansonsten habe ich heute einen ruhigen Tag eingelegt, um die Akkus wieder aufzuladen, die Übungen von Roland konsequent durchzuführen, Andrea's Tipps zu beherzigen, sowie durch die Stadt zu spazieren, ein wenig zu fotografieren, einen sensationellen Espresso um 1 Lewa (50 Euro Cent) bei einem Buch in der Sonne zu genießen, und ein bißchen an der Donau zu flanieren.

Alles in allem, ein gelungener Tag. Mit den Gedanken, dass ich womöglich trotz der kyrillischen Schrift und der damit verbundenen Sprachbarriere, lieber einige Tage auf der bulgarischen Seite anstatt der immer gleich wirkenden Route über Rumänien entlang fahren hätte sollen, werde ich morgen Richtung Norden starten. Mal sehen wie hartnäckig der Ostwind morgen sein wird. Laut meiner Planung stehen mir hoffentlich noch vier schöne Etappen bis zum Tor des Donaudeltas in Tulcea bevor. Wie es da wohl sein wird, am Meer?

Donnerstag, Oktober 27

79,7 km und eine Überfahrt nach Silistra, Bulgarien

Der heutige Morgen war ganz im Zeichen des Money Transfers und den Nachwehen meines dummen Missgeschickes. Ich habe ja kurz erzählt, dass mir meine Bankomatkarte abhanden gekommen ist. Sehr wahrscheinlich ist sie bei der Mittagspause vor 2 Tagen aus der Innentasche der Jacke gefallen. Auch diese Erfahrung gehört anscheinend zu meiner Reise, abgesehen vom dadurch verursachten Stress war auch mal die Abwicklung eines solchen Geldtransfers interessant. Heutzutage ist es ja wirklich schon sehr einfach, man fährt in ein Land mit fremder Währung und behebt einfach am Bankomaten Geld. Die hohe Anzahl an solchen Money Transfer Instituten ist hier enorm, wie auch schon in Serbien auffallend viele Banken dieses Service boten. Daran sieht man, wie wichtig dieser Zweig vor allem für Familien von Gastarbeitern sein muss, obwohl mir die Kosten dafür enorm scheinen.

Ansonsten bleibt heute mit Ausnahme der beiden Seen und der wiederkehrenden Sonne ab Mittag nicht viel erwähnenswertes am diesem Reisetag. Mein Ziel galt dem Ankommen an der Fährstelle bei Calarasi, um über der Donau im bulgarischen Silistra den nächsten Ruhetag geruhsam verbringen zu können! Da ich die Donau bis zur Fähre nicht zu Gesicht bekam, habe ich heute einen richtiggehenden Tunnelblick entwickelt, auch teilweise als Flow bekannt im Sport. Ich bin mit der Sonne im Rücken aufgetaut und habe es, mit den Gedanken in der Zukunft versunken, nicht nur diesen Streckenabschnitt genossen, sondern bin, wie es im Flow heisst, in meinem gesamten 'Tun' aufgegangen. Einfach, schön!

Nach meinem gescheiterten Versuch an meinem letzten Ruhetag
in Calafat, ist der zweite Versuch nach Bulgarien zu kommen, dann am Abend doch noch geglückt. Eine ruhige Überfahrt mit der kleinen Fähre hat mich auf die rechte, noch rumänische Uferseite nach Silistra gebracht, wo ich dann doch fast nicht aus dem Korridor (die linke Strassenseite von Silistra ist rumänisch, die rechte Seite liegt auf bulgarischem Boden) zum Grenzübergang gefunden hätte. Jetzt freue ich mich auf meinen morgigen Ruhetag. Mehr dazu dann morgen Abend!

Dehnungsübungen für Nacken- und Halsmuskulatur


Mobilisation der Halswirbelsäule, Entspannung der Nackenmuskulatur
  • Aufrechter Sitz auf einem Sessel, Blick geradeaus 
  • Enstpannte Sitzhaltung einnehmen, mit gleichzeitigem Senken des Kopfes





Dehnung der Hals- und Nackenmuskulatur
  • Kopf zur linken Schukter neigen
  • Blick gerade aus
  • Schultern entspannen und hängen lassen
  • Rechte Hand strecken und leicht nach unten drücken
  • Handfläche zeigt zum Boden
Variation: Im Sitzen auf einem Sessel






Dehnung der Hals- und Nackenmuskulatur

  • Kopf zur linken Seite drehen
  • Kinn nach oben anheben
  • Blick und Kinn zeigen in Richtung der  Decke
  • Schultern entspannen und hängen lassen
  • Rechte Hand strecken und leicht nach unten drücken
  • Handfläche zeigt zum Boden        
Variation: Im Sitzen auf einem Sessel


Durchführungshinweis für alle Übungen:
Gleichmäßiges Atmen und Übung langsam ausführen;  2-3 Wiederholungen je Seite, Spannung 20-25 Sekunden halten.

Hallo Gregor!

Für diese Woche schicke ich dir noch ein paar Dehnungsübungen für den Nacken, damit du deine Verspannungen ein wenig lösen kannst.

Weiterhin alles Gute!!!

Mag. Roland Grabmüller
Sportwissenschafter
Diplom Mentaltrainer
www.grabmüller.at

Mittwoch, Oktober 26

Das Ende des täglichen Déjà-vu's

Endlich Abwechslung am Weg nach Oltenita. Obwohl es anfangs 10 km entlang der bisher meistbefahrensten Straße Richtung Bukarest ging, war es auf den restlichen Kilometern durchaus wieder etwas neues nach den letzten Tagen. Ein Ende der Déjà-vu's Erlebnisse der immer gleichen Ortsbilder und dem gefühlsmäßigem Grüßen der gleichen Leute am Weg oder vor ihren Häusern.

Je näher wir an Bukarest vorbeifahren, so habe ich das Gefühl, werden die Ortschaften wohlhabender. Es kann aber auch an der leicht veränderten Landschaft liegen, dass es nunmehr gepflasterte oder zumindest betonierte Gehsteige gibt, immer öfter auch Seitenstraße asphaltiert sind, es modernere Sportstätten gibt, und teilweise sogar Müllkübel an der Strasse stehen, der Müll am Boden jedoch nur kaum spürbar weniger wurde.

Die Landschaft ist nun hügeliger auf dem etwas höher liegenden Plateau nördlich der für mich heute leider nicht sichtbaren Donau. Einerseits verläuft die Donau zu weit weg von meinem Weg, andererseits war sie von oben durch den Nebel in der Donauebene auch von Aussichtspunkten nicht zu sehen.

Zum Glück war heute der Gegenwind auch wegen der etwas höherliegenden Strecke nicht mehr so stark, weshalb ich relativ gut am Etappenziel Oltenita ankam. Ich fühl mich auch immer noch gut, die körperliche Leistungsfähigkeit ist meinem Gefühl nach, im Vergleich zur meiner Verfassung vor der Abreise spürbar verbessert und teilweise echt erstaunlich. Einzig die Schmerzen an der linken, inneren Ellbogensehen nehmen zu, und die Finger "schlafen" seit gestern immer häufiger ein, weshalb ich links teilweise nur mit dem Handballen raufschalten kann. Ich hoffe, dass ich morgen noch gut überstehe und mich dann am nächsten Ruhetag für die letzten Etappen Richtung Norden erholen kann.

Dienstag, Oktober 25

Danke!

Fast nichts anders auf den letzten 120 km durch den Süden Rumäniens. Die vielen Dörfer auf meiner heutigen Strecke sahen wieder ziemlich gleich aus, der etwas schwächere Wind kam von Osten und die Donau sah ich nur dreimal. Nur eine gemeine Attacke von 4 Hunden gleichzeitig, die ziemlich mühsame Strassenverhältnisse auf den letzten 30 km, und mein genereller Ärger über rücksichtslose, junge rumänische Autofahrer einerseits und meine schusselige Art die Bankomatkarte zu verlieren andererseits, haben etwas Abwechslung in den Tag gebracht - Flüche gegen den Wind und ein Besuch bei einer rumänischen Bank inklusive. Im Gegensatz zur RB Pischelsdorf-Stubenberg gibt's hier zwar keine Buttons und Spendenzahlscheine von HEARTBEAT, jedoch hat mich das in meinem Ärger erinnert, auch einfach mal Danke zu sagen.

Deshalb ist Platz und Zeit hier endlich die Unterstützung durch so viele Menschen aus Pischelsdorf, aus dem Kulmland, und überraschenderweise aus vielen weiteren Teilen Österreichs - Menschen die ich zum Teil gar nicht kenne - und eine Spende sogar aus Schweden, zu würdigen. Ich bin überwältigt.

Ein HERZLICHES Danke für eure bisherigen Einzahlungen auf das Spendenkonto; Hans-Peter, Helga, Roland, Stephan, Anton, Sofie, Irene, Philipp, Sandra, Hildegard, Josef, Franziska, Peter, Joachim, Michael, Ingrid, Lorenz, Philippe, Gregor, Julia, Elisabeth. Peter, Melanie und Jakob, Susanne, Johann, Simon, Tobias, Interwetten.com, Werner und Sonja.
Ebenso DANKE an die vielen namentlich nicht bekannten Käufer von HEARTBEAT Buttons bei vielen Freunden von mir, und bei den teilnehmenden Betrieben. Ein Danke an euch alle, die so fleißig die Buttons verkaufen und auch noch Danke an die neu hinzugekommen Betriebe - die Liste ist unter Spenden einzusehen.

Die große Überraschung gestern kam von jedoch vom großen Sportsponsor Interwetten.com, die mich kontaktiert haben und eine große Anzahl am HEARTBEATs erstanden haben! Vielen Dank für die grosszügige Spende an den engagierten Unterstützer von sozialen Projekten im Sport.

Da heute vor dem Feiertag der Tag der Bekanntmachung ist, darf ich mitteilen, dass ich heute die offizielle Bestätigung von BGM Erwin Marterer erhalten habe, dass der Gemeinderat aufgrund der Initiative beschlossen hat, dass der erste Defibrillator im Kulmland-Stadion von der Marktgemeinde Pischelsdorf angeschafft wird.

Damit habe das Minimalziel bereits erreicht, aber wir wollen doch noch mehr. Nämlich die Ausstattung aller Sportstätten im Kulmland! Bitte deshalb noch weiter um Unterstützung und macht all jene noch darauf aufmerksam, die bisher noch nicht von HEARTBEAT gehört haben!

Montag, Oktober 24

Der verdammte Gegenwind und erfreuliche Begleiter im Tandem

Der heutige Tag wäre ein Tag zum Abhaken, ohne besondere Vorkommnisse. Wäre. Ja, wäre da nicht der massiv störende Gegenwind aus Osten, der laut diversen Wetterberichten noch bis 31. Oktober noch mit Stärken von bis zu 35 km/h mein Gegner bleiben soll, und die angenehme Reisebegleitung den ganzen Tag über.

Der Unterschied bei Gegenwind zu normalen Tagen bisher ist enorm zu spüren. Man fährt bei gleichem Tritt automatisch um mindestens 5 km/h langsamer. Das bedeutet,
man ist bei Fahrten wie heute mit 75 km automatisch
eine Stunde länger unterwegs, als geplant. Der Unterschied wäre vor allem gefühlsmäßig enorm, wenn man alleine gegen die Windmühlen ankämpfen würde. Nachmittags gab dann zur Draufgabe auch noch eine Stunde Regen, um den Tag abzurunden.

Zum Glück habe ich heute ein Pärchen aus Neuchâtel in der Westschweiz getroffen. Wir haben uns kurzerhand als Gefährten gegenseitig Windschutz geleistet. Mit zielgerichteter Führungsarbeit im Stil der Tour de France Mannschaften, haben Nicole, Gaëtan und ich abwechselnd die 3er-Equipe zum Etappenort Turnu Margurele geführt. Merci beaucoup, Nicole et Gaëtan, et bonne chance pour votre projet 'Tandemotion'.

Das war's heut auch schon, denn die Landschaft war bis auf ein paar sehr schöne Blicke auf die Donau nicht anders als gestern, die Orte ähneln nach wie vor einander wie eineiige Zwillinge, nur meinen Freunden den Hunden wird langsam spürbar kalt. Ich bekomme sogar Mitleid, da ich sehe wie 'die armen Hunde' frieren und damit zwar zum Glück ihre Aggressivität verlieren, aber auch sichtbar wird, wie gefährlich das Leben der bettelnden Strolche am Strassenrand ist. Alleine heute habe ich 3 tote Hunde am Strassenrand gesehen und viele die einfach in schlechtem Zustand sind.

Sonntag, Oktober 23

Eine Fahrt durchs Armenhaus Europas

Ich weiß gar nicht, was mich mehr schmerzt. Meine linke Ellbogensehne von den dauernden Erschütterungen am Lenker bei den langen Fahrten, oder die Armut und die Lebensqualität - da haben wir sie wieder - der Menschen in den ländlichen Gebieten Rumäniens an der Donau zu sehen. Ich bin gespannt, ob und wie sich das möglicherweise noch ändert, wenn ich weiter nach Osten und nördlich ins Landesinnere Richtung Donaudelta komme.

Keiner der 17 Orte, durch die ich heute durchgefahren bin, unterscheidet sich wirklich von den anderen. Die Groesse und der Grad der Armut ist eventuell unterscheidbar, aber kaum wahrzunehmen. Ebensowenig wie die Donau, die sich in sicheren Abstand von einem bis rund 10 km zu den Orten als Grenzfluss zu Bulgarien Richtung Osten schlängelt. In jedem Ort findet das Leben auf der Straße statt, ich gruesse meinem Gefühl nach auch immer wieder die gleichen Leute. Zum Teil gibt es gepflegte Häuser, von denen der Grossteil eher herunter gekommen ist, manche sind aber doch zum Erschaudern. Es gibt in jedem Ort eine Straße, die asphaltiert ist, wenn überhaupt. Der Rest ist Erde, wie auch die Gehsteige. Heute muss ich erwähnen, waren die gefahrenen Straßen aber zum Großteil in passablen Zustand, wie es heute auch den Anschein hatte, dass an Sonntagen bei vielen Häusern alles ein wenig rausgeputzt wurde. Ich konnte Frauen dabei beobachten, wie sie mit Strohbesen die aus Erde bestehenden Gehsteige und Innenhöfe ihrer Häuser kehrten und vom Laub befreiten.

Auch wurde ich heute Zeuge einer Alt-Herren-Big Band bei einem Sonntagsmarkt, Jugendlicher, die ein Zelt offensichtlich für ein Fest aufbauten, eines Trauerzugs auf einem no-na Pferdewagen mit offenen Sarg, und sowieso vermehrter Pferdewägen auf der Strasse aber, was mich wundert, keiner Solo-Reiter. Mit stolzen Cavalleros würde ich an den Sonntagen rechnen, dann und mit den vielen bunten Häusern, und heute auch bunten Gehsteigen, wäre neben Armenhaus auch die Bezeichnung Mexiko Europa's wohl gerechtfertigt - meine Annahme, ich war noch nicht in Mexiko.

Der erste Kilometer am Morgen war jedoch bezeichnend für die Situation der Menschen hier. Gleich nach dem Stadtende von Calafat treffe ich auf eine Huettensiedlung, die an die Favelas oder Townships erinnert, und gleich darauf fahre ich neben riesigen, geschlossenen Fabriken vorbei, bei denen nicht nur die Fenster, sondern auch Ziegelmauern zwischen den Stehern fehlen. Offensichtlich wurde hier das verwertbare einfach abgetragen. Beeindruckt von diesen Szenen geht's auf einer nagelneuen Straße mitten durch eine inoffizielle Mülldeponie, wo sich neben den üblichen Hunden sogar freilaufende Schweine tummeln. Meiner bescheidenen Ansicht nach, ist das eines der Hauptprobleme dieses Landes, wo auf jeden Fall geholfen werden sollte. Denn mit einer funktionierenden Müllverwertung (naja, die ist ja teilweise gegeben) bzw. Müllabfuhr und -vernichtung, würde es einerseits die streunenden Köter nicht geben, anderseits die Lebensqualität verbessern und damit einen Schritt Richtung lebenswerter Umwelt machen.

Dass das Land dorthin noch lange brauchen wird, bestätigt mein Gesprächspartner in der Pause. Obwohl ich 30 Minuten nur Bahnhof verstanden habe, habe ich folgendes sofort mir Kopfschütteln akzeptieren müssen. Auf der Suche nach einen Abladeplatz für die Plastikverpackung meiner köstlichen Roulade, hat er sie einfach genommen und mit den Worten, wir sind in Rumänien, auf den Erdboden vor dem Lokal geworfen.

Mein persönliches Problem heute war nach der Pause aber der starke Gegenwind, der mir trotz der fast durchwegs flachen Etappe das Leben schwer machte. Ich muss sagen, ich spür meine Knochen nach nun 2/3 der Reise schon ziemlich.


Samstag, Oktober 22

Kein Wettrennen, sondern ein Tagesausflug nach Bulgarien

Wie habe ich vor der Abreise geschrieben? Kein Wettrennen, sondern eine Reise für den Gewinn von Lebenszeit. Also besinne ich mich auf meine Ideale und verbringe einen weiteren ruhigen Tag in Calafat, nachdem ich tags zuvor eine doppelte Tagesetappe zurückgelegt habe.

Außerdem spüre ich die Belastungen schon ziemlich, und das Wetter, bewölkt und regnerisch mit nur 6 Grad lud auch nicht gerade auf eine Radtour ein. Ich nutze also den Vormittag nochmals für intensives Kartenstudium und die Zusammenstellung möglicher Etappe für die Route von PaSM, die wie schon mal festgestellt ab Calarasi vollkommen anders als die Euro Velo 6 und der von Huber Karten gekennzeichnete Donauradweg verläuft. Dieser Herausforderung werde ich mich nun stellen, und ich sehe mich zurückversetzt in die Lage zu Beginn meiner Reise, wo ich bis Györ auch den Weg entlang der Flüsse ohne genaue Wegbeschreibung finden musste. Das heißt, der Urlaub an der Donau zwischen Györ und dem Donaudurchbruch ist endgültig vorbei, das Abenteuer beginnt jetzt wirklich von Neuem.

Von meinem Zimmer im Hotel Panoramic sehe ich auf die Donau und Bulgarien, und ich höre den Dauerlärm des Fähr- und Industriehafens Non-Stop, denn Vidin liegt gegenüber... so habe ich es zumindest geglaubt. Am heutigen Nachmittag bin ich hungrig aufgebrochen, um auf bulgarischer Seite etwas essen zu gehen. Nach der Überfahrt muss ich leider feststellen, dass die Fährstation 5 km nördlich der Stadt liegt. Ich, natürlich heute ohne Bike unterwegs, beschließe meine Beine zu schonen, auf Anhalten zu verzichten und esse schnell eine Kleinigkeit in der Raststätte mitten im Industriegebiet. Schön Willkommen in Bulgarien! Fotos gibt's wie immer hier, ein Video von bulgarischer Seite gibt's auf der Facebook Seite von HEARTBEAT.

Das Wetter morgen lässt sich noch nicht in die Karten blicken, es zeigt sich noch wechselhaft. Auf jeden Fall starte ich morgen weiter Richtung Marea Neagra - Schwarzes Meer.









Freitag, Oktober 21

Die Geschichten, die Ängste und die wahren Erlebnisse aus 48 h Rumänien

Viel habe ich gelesen über die aggressiven, freilaufenden Hunde in Rumänien, die man nur mit Pfefferspray bändigen könnte, und über das vorsichtig ausgedrückt, bettelnde fahrende Volk. Dazu kamen die Informationen von einem Kaffeebesitzer in Drobeta, der in einem sehr interessanten Gespräch auf meine Bitte um Tipps,
mir so viel aussagekräftiges, wie MAXIMUM DISKRETION, MAXIMUM SECURITAS mit auf den Weg gegeben hat. Das Gespräch, in einem Kauderwelsch aus Sprachen, dass sich eventuell ein wenig mit Esperanto vergleichen lässt, hat mir doch einen kleinen Einblick und einen Schnellsiederkurs in "Richtiges Verhalten in Rumänien" gegeben. Also, das Hauptaugenmerk liegt auf Sicherheit und Diskretion, womit er meinte, niemals Geld öffentlich zeigen, keinen Augenkontakt ausser im Gespräch, Achtung bei Jugendlichen, denn die hätten keine Kultur, und ja nicht dem Versuch erliegen, einen Beamten zu bestechen, denn das ist im Land der MAXIMUM KORRUPTION verpönt!

Und heute morgen traf ich Tibi, der freundliche, deutschsprechende junge Mann, der mir beim rumänischen Luftpumpensystem der OMV Romania geholfen hat und danach beim Frühstückskaffee abermals vor den Hunden gewarnt hat und überraschenderweise auf Kinder hingewiesene hat, die anscheinend mit Steinen nach einem werfen.

So, gerüstet mit gehörigem Respekt und ein bisschen Schiss vor dem ambitionierten Tagesprogramm von 140 km bis Calafat, starte ich früh um 9 Uhr. Den ersten Fotostopp mache ich erst nach eineinhalb Stunden, da ich bei vielen Hunden in den Orten einfach nicht stehen bleiben wollte. Nachdem ich versucht habe mich in die Hunde hineinzuversetzen, habe ich eine doch recht einfache, und dann erwiesen recht erfolgreiche Strategie entwickelt: zügig auf der anderen Straßenseite vorbeifahren, denn sie schützen ja nur ihr Revier! Taktisch umgesetzt funkt das natürlich nur sensationell in den vielen ruhigen, verlassenen Orten in denen ich heute durchgefahrenen bin, aber nicht auf verkehrsbedingt doch stressigen Gebieten, weshalb ich dann 2 mal doch in Städten von Hunden umzingelt war und einmal nur durch ein lautes Hupen eines Autofahrers gerettet wurde.

Den Rest des Tages muss ich einordnen in die Kategorie UNFASSBAR, einerseits der kargen Schönheit der rumänischen Landschaft wegen, andererseits wegen den teilweise unglaublich, ärmlichen Verhältnissen in den Orten am Rande der Zivilisation, und wegen des Verhaltens der Menschen am Weg. Ich bin sowohl auf schlecht befahrbaren offiziellen Straßen gefahren, die eigentlich unbefestigte Wege sind und eventuell früher Straßen waren (teilweise Kopfsteinpflaster lassen es vermuten), als auch auf perfekten, neu asphaltierten Straßen, wo ich bisher am Schnellsten überhaupt auf der gesamten Reise unterwegs war! Von unheimlichen Waldstrecken bis hin zu immer gleichen Abläufen in den Orten, wo zuwinkende Menschen keine Seltenheit sind.

Alle Menschen, meist die Alten vor ihren Häusern sitzend, antworten ebenfalls freundlich auf mein Buna Ziua - Guten Tag. Die Häuser sind - ja ich habe lange überlegt, aber mir fällt leider nur ein Wort ein, welches ich eigentlich nie benutze - irgendwie entzückend, reizend. Die meisten sind bunt und haben Säulen, sofern neu renoviert. Man merkt, dass auch die Häuser in allen Orten schon bessere Zeiten erlebt haben. Die überwiegende Mehrheit der Häuser sind ebenso in desolaten Zustand, wie die vielen, aufgelassenen Fabriken, Lagerhallen, Wirtschaftsruinen oder was auch immer. Auf den Feldern sieht man Menschen vereinzelt mit ihren Pferde- oder Eselsfuhrwerken arbeiten. Immer wieder grasen Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen auf den Wiesen, ohne einen Zaun von der Strasse getrennt. Menschen, die offensichtlich die letzten Reste nach der Ernte sammeln und Frauen die in Wasserstellen Wäsche waschen sind keine Seltenheit, sowie Männer die ihren Frauen beim Holzhacken oder ähnlichen Tätigkeiten rauchend zuschauen! Auch stolz galoppierende Pferdefuhrwerke sieht man auf den Straßen, aber entgegen der Beschreibungen haben mittlerweile Autos schon gefühlsmäßig die Mehrheit erreicht.

Nachmittags kommen mir viele Kinder in Gruppen mangels Verkehr mitten auf der Straße laufend entgegen und wollen dann mit mir abklatschen. Sehr gefährlich, ist mir gleich bewusst geworden, so wie generell eine Ansammlung von Kids immer gefährlich ist, deshalb nicht stehen bleiben
- man wird umzingelt!

Auch sonst bin ich eher nur von Jugendlichen blöd angemacht worden und zum Glück nur einmal von einem Kind mit Brot!!!! beworfen worden, wobei ich befürchte, er hatte grade nix anderes zur Hand. Der Hintergrund der Aktion ist mir rätselhaft.

Ein Tag mit soviel Eindrücken, dass ich fast den netten Rumänen aus Hoffenheim bei der Mittagspause vergessen habe, der mich zu sich nachhause einladen wollte. Ich habe aus vielerlei Gründen dankend abgelehnt habe, damit ich es nach Calafat schaffe.

Mit dem langem Radtag habe ich heute unzählige HEARTBEATS erradelt, und ich hoffe, dass der Buttonverkauf im Kulmland damit auch mithalten kann, und freue mich auf erste Meldungen aus Pischelsdorf. Jedenfalls bin ich von den Erlebnissen hier überwältigt und frage mich, ob mich nach 48 h eigentlich noch etwas in diesem mir doch noch fremden Land überraschen kann, oder ob die Zeitreise morgen weiter geht.

Mobilisationsübungen zur besseren Regeneration

Lieber Gregor!
Anbei noch Mobilisationsübunen, die du bestenfalls immer am Ende einer Etappe durchführst.
Mache die Übungen 20-25 Mal.
Wünsche dir weiterhin alles Gute!


                                                              
                                                  Entspannung Schultergürtel

Ausgangsposition:
Sitz mit vorgeneigtem Oberkörper, die Arme hängen locker zwischen den Knien

Ausführung: Abwechselnd den rechten/linken Arm aus dem Schultergürtel heraus auslockern






Mobilisation/ Kräftigung Halswirbelsäule

Ausgangsposition:
Aufrechter Sitz auf einem Sessel, Blick geradeaus

Ausführung:
Kopf horizontal langsam zur Seite drehen (nicht kreisen!)

Wichtig:
Gleichmäßig atmen, Übung langsam ausführen



              Mobilisation der Wirbelsäule

Ausgangsposition:
Rückenlage, Arme in ,U-Halte`, Beine anwinkeln

Ausführung:
Beine nach links/rechts absenken, Ellbogen und Schulter sollten wenn möglich Bodenkontakt halten

Wichtig:
Gleichmäßiges Atmen, Übung langsam ausführen


Mag. Roland Grabmüller                           
Sportwissenschafter
Diplom-Menaltrainer

Donnerstag, Oktober 20

Das Eiserne Tor und auf nach Rumänien

Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen um die 15 Grad bin ich gestern Richtung Eisernes Tor gestartet. Das Eiserne Tor ist ein mehrdeutiger Begriff, einerseits für das riesige Wasserkraftwerk zwischen Serbien und Rumänien mit den Derdap-Staustufen 1 und 2, die ja die Donau bis zu 140 km zurück aufstauen und viele Dörfer verschwinden und wie auch Donji Milanovac wieder neu enstehen ließen, andererseits aber auch verwendet für die engste Stelle im Donaudurchbruch circa 20 km davor.

Mit ein paar mittelmäßigen Steigungen und auch insgesamt 5 Tunnel erreiche ich die engste Stelle der Donau, wo mit nur 150 Metern Breite das rumänische Ufer zum Greifen nah scheint und die imposanten Felswände das Naturschauspiel besonders machen. Es sind hier auch einige Wanderwege gekennzeichnet, die wunderbare Ausblicke ermöglichen müssten, allerdings nur auf kyrillischer Schrift geleitet. Ein einsamer Ort zum innehalten und mal über den absolvierten Weg und Erlebnisse nachzudenken. Dabei fällt mir dann vor lauter Vorkommnisse in den letzten gut 2 Wochen nichts ein und ich sitze Wort- und Gedankenlos auf der Bank und beobachte ein einsames Touristenboot auf der Donau.

Weiter ging's dann doch einmal noch steiler bergauf und dann bergab durch die letzten beiden Siedlungen vor Sip, wo man das Kraftwerk Eisernes Tor schon ein paar Kilometer voraus erahnen kann. Zu dem Zeitpunkt als ich das Verkehrsaufkommen auf der rumänischen Uferseite sehe bin ich froh, dass ich die fast verlassene serbische Variante durch den Donaudurchbruch gewählt habe, um dann freundlich von 2 Grenzbeamtinnen verabschiedet und durchgewunken zu werden, obwohl ich nur für 2 Tage Unterkunftsbestaetigumgen habe. Schön war's in Serbien, den freundlichen Menschen verspreche ich wieder zu kommen. Auch den Gruß und die Wünsche für Biker an der Grenze kann man sich nicht schöner vorstellen, danke!

Das Kraftwerk selbst hätte ich mir beeindruckender vorgestellt. Leider war gerade auch kein Schiff zur Stelle, welches über eine Schleuse gehoben werden musste, schade. Jedoch allein die Gedanken über den doch letzten Grenzübertritt per Rad auf der Reise und die Bedeutung hat mich schon bewegt. Nicht nur das ich von einem Land ins andere übertrete, sondern ich kehre wieder in die Europäische Union zurück und ich wechsle sogar eine Zeitzone. Ich befinde mich nun in der Eastern European Time Zone und bin also der Zeit in Pischelsdorf, dem Kulmland, der Steiermark und Österreich um eine Stunde davon geradelt ;).

Heute habe ich einen Ruhetag eingelegt, um mich zu akklimatisieren, und um meine Batterien wieder aufzuladen für alle Erlebnisse und Wege in Rumänien auf meiner Reise Pischelsdorf am Schwarzen Meer.

Morgen soll's dann früh losgehen. Deshalb und weil ich heute nicht sonderlich viel unternehmen werde außer Bikepflege und Office, gibt's den nächsten Eintrag frühestens übermorgen. Bis dann, haltet mit die Daumen!





Mittwoch, Oktober 19

Ein Tag im Donaudurchbruch oder ich bin einfach verrückt

Vorneweg, ich hab's bis Donij Milanovac geschafft. Es war auch ein wundervoller Tag bei Sonnenschein und man hat trotz Dunst gut die rumänische Uferseite und die aufkommenden Berge der Karpaten sehen können. Auf den ersten Metern durch Veliko Gradiste hatte ich das Gefühl, dass die Donau mir alleine gehört, so menschenleer war es, und ein paar Fischer draußen am Wasser, haben dieser Idylle die Krone aufgesetzt.

Da rolle ich gemütlich, mit besseren Beinen als am Vortag, Richtung Golunac, wo der Donaudurchbruch wirklich beginnt. Zwei große Felswände auf beiden Seiten und eine Donau die hier davor eher wie ein See wirkt, deuten auf den Beginn des Djerdap Stausees des Donaukraftwerks bei Sip hin. Auf der serbischen Seite sind hohe Felswände und die Überreste einer beeindruckenden Festung Golubac unter deren Türme man direkt durchfährt. Danach geht es ruhig dahin und ich frage mich, wann die angekündigten Tunnel's beginnen werden. Gegen 14.30 Uhr mache ich Pause direkt an der Donau und denke, die restlichen 30 km schaffe ich, auch wenn kleine Steigungen kommen sollten, locker bis zum Etappenziel.

Ein paar Kilometer weiter sehe ich ein neues Schild der Euro Velo 6, das mir die weitreichende Entscheidung abringt, ob ich nicht anstatt der stark befahrenen Straße, die schöne, alte um 5 km längere Strasse mit schlechter Asphaltqualitaet und Anstieg auf über 500 Meter Seehoehe befahren will. Es war 15.30 Uhr, ich ziehe meine Jacke aus, da ich mir denke: ich mache es nur einmal im Leben und jetzt fahre ich über die Karpaten, ohne wirklich zu wissen was mich erwartet! Außerdem habe ich zu dem Zeitpunkt geglaubt, dass ich ansonst eventuell die Schönheiten des Donaudurchbruchs nicht erlebe, da auf der neuen Straße nichts auf die Tunnels und Steilwände hingewiesen hat. Ich sollte mich irren und mich in eine ziemliche unangenehme Situation bringen. Entschuldigung an dieser Stelle, dass ich damit den nahemöglichsten Weg am Wasser verlassen habe... Ich bin kein begnadeter Kletterer, aber anscheinend wollte der Österreicher in mir doch eine Bergetappe bei Pischelsdorf am Schwarzen Meer dabei haben.

Der inneren Monolog von der weiteren Fahrt ist nicht jugendfrei und kann jetzt hier nicht wiedergegeben werden. Jedenfalls waren es schlussendlich 500 Höhenmeter auf 12 km mit 2 groesseren Anstiegen, die man vollkommen allein absolviert. Der Berg ist praktisch unbewohnt und nicht ein Mensch ist mir entgegengekommen in diesen eineinhalb Stunden. Die Bergetappe hat mich dabei nicht aufgrund der Anstrengung, mit 37,5 km Equipment den Berg hochzufahren, fertig gemacht, sondern dass ich aufgrund der Ungewissheit fast verzweifelt wäre, wielange es denn noch von den angekündigten 33 km bergauf gehen werde.

Darüber hinaus war mir nicht mehr klar, ob ich diesen Weg noch bis zur Dunkelheit nach Donij Milanovac schaffe oder ob ich in den Karpaten wild campieren muss, wo es auch Bären geben soll. Endlich am vermeintlichen Top alleine angekommen, kann ich die wunderbare Aussicht im starken Wind und bei Kälte nicht lange genießen, da es schon 17.30 Uhr ist. Ein weiterer kleinerer Anstieg und eine tolle, technisch anspruchsvolle Abfahrt später sind es immer noch 15 km bis zum Zielort, wo ich wiederum bereits in der Dunkelheit einen 2 km Anstieg zu einer vermeintlichen Unterkunft umsonst vornehme, bevor ich mich erleichtert nach 84 km dem zum Glück noch offenen Tourismusbüro in der Stadt zuwende für die voraussichtlich letzte Nacht in Serbien.

Dienstag, Oktober 18

Die unterschiedlichen Geschichter eines Tages nahe der Grenze

Mangels direkten Weges in der Nähe der Donau - aufgrund von vielen Wasserwegen und Auen - zwingt mich mein Weg Richtung Süden durch ein grenznahes Industriegebiet und ziemlich mühsame Kilometer im Gegenwind zurück nach Norden zur Donau. Irgendwie war es eine schwerer Start in die Woche, obwohl ich derzeit gar keine Wochentage kenne. Es gibt nur Rad- und Ruhetage. An diesem Radtag gestern lief es von Beginn an nicht besonders. Ich konnte mich nicht motivieren, und den richtigen Tritt habe ich auch nicht gefunden, weshalb ich nur langsam auf Touren kam. Nach eineinhalb Stunden komme ich so langsam in den Tag und schon verfahre ich mich erstmals in Pozarevac, weil ich einerseits mit kyrillischen Strassennamen schlecht zurecht komme, andererseits die Wegkennzeichnungen und Strassenschilder sagen wir mal sehr bescheiden ausgeschildert sind! Eine ärmliche Gegend sticht mir ins Auge. Vermehrt sieht man Pferdewägen auf der Strasse, die von alten Elektroherden bis zum Brennholz alles liefern, was gerade benötigt wird. Auch Kinder sind mit kleineren Eselswaegen unterwegs und lachen und winken mir zu.

Die Gegend fällt aber auch zwischen den Orten mit unheimlich grossen Müllbergen und mehr oder weniger legalen Deponien, meist an Brücken, auf. Darin wühlen Kinder wie Erwachsene, um ihren Vorteil aus den Bergen zu holen. Ohne zu merken, nähert sich mir an einer neuen Strasse einer dieser im Muell wühlenden Menschen mit seinem alten Fahrrad, und er gibt mir zu verstehen, er brauche eine Luftpumpe. Da ich die neue Strasse nicht in meiner Karte fand, und sowieso hier stand half ich ihm, ohne gleich zu bemerken, wie sehr er nach Alkohol stank. Er bedrängt mich nachdem ich sein Rad aufgepumpt habe, worauf ein paar Müllkinder zur Hilfe kommen, die die Szene beobachtet haben. Sie drängen ihn ab und verhindern, dass er mir zu Nahe kommt oder mich bestiehlt. Eine sehr unangenehme Situation und warnendes Erlebnis.

Dem nicht genug und einige Kilometer weiter verfahre ich mich abermals um einige Kilometer, da es teilweise überhaupt nicht möglich ist festzustellen, wo du bist. Es gibt zwar Ortsschilder die auf einen Ort oder eine Siedlung hinweisen, auf denen stehen aber keine Namen. Zurück am richtigen Weg beginnt ein starker Gegenwind mich und meine restlichen Geduld an diesem bescheidenen Tag herauszufordern. Gefühlte 10 km/h bei vollem Tritt vorbei an einem elendslangen Braunkohlewerk erreiche ich endlich das Ende das Plateau und sehe hinab zur Donau. Dieser Blick entschädigt immer wieder für viele Strapazen am Weg. Es ist schon spät, aber ich nehme natürlich trotzdem den Weg an der Donau nach Ram, der um 3 km länger ist. Nach anfangs extrem schlechten Strassenverhaeltnissen, werde ich mit dem ersten Dammweg in Serbien belohnt, der sogleich einer der schönsten überhaupt ist. Nicht ein Strauch verhindert die Sicht auf die Donau und die vor mir auftauchende Ruine in Ram.

An der Fährstelle in Ram gibt es zwar keine Zimmer, dafür Milan und seine 2 Freunde, die mich auf einen Wein und den Rest ihrer sensationellen Fischplatte einladen. Ich nehme das Angebot dankend an, und geniesse das Essen. Schwer aber doch kann ich ihnen verständlich machen, dass ich noch 20 km weiter muss bis zum nächsten Ort, da ich nach diesem anstrengenden Tag und der Kälte nicht im Zelt schlafen wollte. Es ist bereits 17.30 Uhr als ich aufbreche, ein schnelles Sonnnenuntergangsfoto mache, und die letzten Kilometer nach Veliko Gradites im Eiltempo absolviere. Wieder ein ereignisreicher Tag, aber ich hoffe, dass die nächsten Tage im Donaudurchbruch etwas ruhiger werden. Die Landschaft, an der nun zum Grenzfluss gewordenen Donau, verspricht schon viel. Am gegenueberliegenden Ufer ist bereits Rumanien zu sehen!

Montag, Oktober 17

Sonntagsfahrt in die Karpaten

Ich bin zwar gestern wegen des ORF Radio Steiermark Interviews früh aufgestanden, aber dennoch war es ein richtiger angenehmer Sonntag mit Stadtbesichtigung in Belgrad und anschließender recht einfacher Sonntagsspazierfahrt über 45 km nach Smederevo.

Belgrad bietet mit der Festung und dem Park Kalamegdan einen wunderbaren, ruhigen Ort der Entspannung abseits der geschäftigen Stadt, wo auch Sonntags alle Geschäfte offen halten. Touristen und Einheimische findet man hier bei gemütlichen Spaziergängen, beim Schachspiel, beim Sport jeglicher Art und sogar einen Basketball- und Tennisclub gibt es direkt an den Festungsmauern - mehr Ambiente geht nicht. Die Stadt selbst ist kein Juwel, weshalb ich für ein Foto einen nochmaligen Abstecher in die Skadarska gemacht habe, dem von Belgradern bezeichneten Bohemien Quarter, wo wir gestern mit dem serbischen Pärchen gegessen haben. Die Stadtausfahrt war kein grosses Problem, da ich, wie eine Woche zuvor in Budapest, wieder Sonntags unterwegs war, wo es doch ein wenig ruhiger ist. Auch hier muss ich sagen, dass ich das Verkehrsaufkommen und die Menschen falsch eingeschätzt habe. Man stelle sich vor, man fährt mit dem Rad direkt am Wiener Gürtel, ich denke nicht, dass man so rücksichtsvoll behandelt werden würde, wie ich hier. Einzig die Busfahrer kommen einem bedenklich oft zu nahe.

Nach 45 Minuten finde ich trotz stark befahrener Strassen ausserhalb der Stadt, eine landschaftlich durchaus reizvolle Strecke, da man einige Male über die Hügeln zurück nach Belgrad sieht, und bei dem traumhaften Wetter einige wunderschöne Blicke von oben auf meinen stillen Begleiter die Donau erhält. Leider gibt es hier keine Dammwege mehr, weshalb ich teilweise recht weit von der Doanu entfernt bin. Generell merke ich jetzt, dass es langsam Richtung Donaudurchbruch in den Karpaten geht. Es wird hügeliger, immer mehr anstrengende Steigungen, die jedoch dadurch die Strecke abwechslungsreicher und reizvoller machen als bisher.

Den ganzen Tag spüre ich schon ein wenig die Unsicherheiten die mit dem baldigen Eintreffen an der rumänischen Grenze auf mich zukommen werden. Von den freilaufenden Hunden mal abgesehen, mache ich mir Gedanken über den weiteren Routenverlauf. Obwohl ich mit einem Grenzübertritt wieder in der EU wäre, habe ich mich entschieden heute ab der Ortschaft Ram weiter der serbischen Seite des Donaudurchbruchs zu folgen. Auch nach den Karpaten steht die Entscheidung noch aus, ob ich gleich direkt dem Donaukanal nach Constanta ans Meer folgen soll und später ans Donaudelta fahre, oder dem natürlichen Verlauf durchs Landesinnere folgen soll. Die Suche nach geeignetem Kartenmaterial ist eröffnet, denn weder im Internet steht warum der Donauradweg hier nach Constanta am Meer führt, noch die Euro Velo 6 verrät es, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Sonntag, Oktober 16

Belgrad, Beograd

Außer einer 6 km langen, schweisstreibenden Steigung waren die 90 km gestern bis Belgrad nicht sehr abwechslungsreich. Nichts als Landstraßen, nur 10 km Feldweg bis kurz vor der Stadt. Aufregend war nur, dass ich schon vormittags in Novi Sad von einem Niederländer, Kees angesprochen wurde, der seit 20. September vom Donauursprung in Donaueschingen bis ans Schwarze Meer unterwegs ist. Ein Kaffee und ein wahrscheinlich für typisches Gespräch unter Langstreckenradfahrern über Reiseerfahrungen, Rad, Bekleidung und Equipment später, mache ich mich auf den Weg nach Belgrad, wo mir Samstags, ausser vielen Traktoren im Niemandsland, nur Hochzeitsgesellschaften mit lauten Hupen entgegenkommen.

Belgrad selbst wirkt sehr aufregend, so vielfältig wie eine Metropole eben sein kann. Das spürt man schon bei der Einfahrt, obwohl die für mich nicht so beeindruckend wie in Budapest war, da die Stadt eigentlich eher an der Mündung der Save liegt, als direkt an der Donau. Kees und ich haben uns abends in Belgrad wiedergetroffen, und den Abend mit einem ihm bekannten Pärchen in einem serbischen Restaurant verbracht. Ein besonderer Abend in netter Gesellschaft und mit interessanten Gesprächen über die Geschichte, Kultur und Politik von Serbien.

Heute gibt's eine Stadtbesichtigung und danach einer eher kurze Sonntagsetappe Richtung Eisernes Tor.

Samstag, Oktober 15

Novi Sad, ein fast ruhiger Tag

Der Ruhetag war gerade recht geplant, denn so konnte ich gestern meine müden Beine entspannen, die Übungen von Roland durchführen, ausgiebig und lang frühstücken. Danke Roland an der Stelle, da sieht man was so einfache Übungen, konsequent gemacht bewirken können. Ich hätte ohne den Hinweis nie daran gedacht, da ich immer müde in den Schlaf falle. Wie weit ich jedoch zu meinen Zehenspitzen komme, ist eine andere Geschichte, die ich hier nicht verrate. Am späten Nachmittag überquere ich bei einem Stadtrundgang die 342 Schritte breite Donau über die Brücke Varadin. Oben auf der Festung hat man einen traumhaften Blick über die Stadt und auf die Fruska Gora ("Heiliger Berg" und Naturschutzgebiet).

Die Stadt ist Graz in vielen Dingen ähnlich, nicht nur das das Rathaus 1:1 dem Grazer Vorbild nachgebaut wurde, sondern es gibt auch einen befestigten Berg mit Uhrturm (der zwar verrückt spielt, kleiner und großer Zeiger sind vertauscht und je nach Temperatur geht sie schneller oder langsamer) in der nach Einwohnerzahl in etwa gleich großen Stadt.

Am Abend auf dem Weg ins vom Hausbesitzer empfohlene Beisl zu einem Gulasch, treffe ich den 20 Jahre in München arbeitenden Mann wieder, der mich gleich zum Zeugen einer echten Kindesfeier mit Balkan-Blasmusik machte, wo ich sofort ohne ein Wort zu verstehen mit dem frischgebackenen Vater von Zwillingstoechtern ein Bier trinke.

Freitag, Oktober 14

Regen, Kriegsmahnmale und das freundliche Serbien

Da stehe ich gestern endlich sehr früh auf, damit ich meine geplante Monsteretappe bis Novi Sad an einem Tag schaffe, und was muss ich feststellen: es regnet, als ich zum Bäcker gehe mir ein Frühstück holen! Verdammt. Einige Möglichkeiten durchgespielt entscheide ich mich doch den Tag zu nutzen, um mein Equipment auf Regentauglichkeit zu testen. Die Motivation des Ruhetags in Novi Sad vor Augen treibt mich auf den Weg in die 128 km entfernte Stadt in Serbien.

Bis 12 Uhr bin ich dann doch im Regen vorbei an einigen Gedenkstätten und auch 2 Warnschilder, die an den Bürgerkrieg erinnern, in Vukovar angekommen - mit der Erkenntnis, dass meine Ausrüstung von ODLO und das Rad dem absolut gewachsen ist. Toll, ich bin auch noch immer motiviert fuer die restlichen 85 km, da es mittlerweile auch aufgehört hat zu regnen. In Vukovar selbst steht der zerschossene Wasserturm als Mahnmal gegen den Krieg, und in doch noch vielen Haeusern sieht man faustgroße Einschusslöcher. Zum Erschaudern denke ich mir, auch wenn ich bei den ganzen Männern am Weg daran denken muss, dass sie auch hier gekämpft haben muessten.

Weiter am Nachmittag geht's über die schoene Grenzstadt Ilok nach Serbien, auf Landesstrassen ohne Radfahrstreifen entlang der Donau, die man immer wieder am Wegesrand sieht. Beim Grenzübertritt bin ich vom serbischen Grenzbeamten auf Englisch, bestimmt aber freundlich zu meiner Reise befragt worden, damit ich meinen Stempel bekomme. Danach winkt mir gleich der erste Bauer von seinem Traktor zu, ein Mann deutet mir einen Daumen nach oben und sowieso nur begeisterte und freundliche Gesichter begegnen mir, als ich mit dem Fahrrad an ihnen vorbeikomme. Der Weg ist durch die grenznahen kleinen Dörfer schon beschwerlich, da es sehr hügelig ist und ich insgesamt 9 knackige, kurze Anstiege mit 8 % meistern muss. Andererseis sieht man auch wie ärmlich die Menschen hier wohnen und versteht die Bewunderung für meine Fahrt hierdurch, da hier sicherlich ausser harter Arbeit kein Platz für Sport ist. Teilweise erschütternde Zustaende in den Höfen - Dreck, freilaufende Hühner auf den Strassen, zusammengefallene, aber noch genutzte Ställe und Haeuser. Je näher ich Novi Sad komme, werden die Orte gepflegter und ich muss mich dann nur den ersten freilaufenden Hunden stellen. Einer fletscht so die Zaehne und verfolgt mich, dass ich erstmals den Pfefferspray (Danke Rene) griffbereit habe! Nachdem ich ihn doch abschütteln konnte, denke ich mit Gänsehaut an die vielen noch zu erwartenden ähnlichen Erlebnisse in Rumänien - davor wird man schon in Reiseführern gewarnt.

Bei Cerevic bleibe ich dann kurz stehen, da ich 2 Jungs bei meinem geliebten Tennisspiel beobachten kann. Nicht üblich sind jedoch, die alten Schläger mit gerissener Bespannung und Bälle, die so wirken, wenn wie sie schon x-mal in der Donau gelandet wären. Von den katastrophalen Platzverhaeltnissen mal abgesehen. Ich deute auf die Gruppe, und bitte fotografieren zu dürfen. Nach ein paar Fotos rufen sie mich zu ihnen rüber und wir kommen ins Gespräch über Novak Djokovic und Rafael Nadal. Ich bitte um die Adresse und verspreche ihnen, meine alten Schläger und neue Bälle zu senden.

Schon in der Dämmerung entscheide ich mich die Fähre zu nehmen und die letzten 13 km nach Novi Sad auf der nördliche Uferseite zu befahren, da ein Radweg eingezeichnet war. Auf der alten Fähre, die wieder ein Erlebnis fuer sich war (wir rammen ein anderes Boot, die Autos und der Traktor verändern während der Fahrt nochmal ihre Position etc), schliesse ich schnell Bekanntschaft mit den Mitfahrern. Jeder ist interessiert an meiner Fahrt bis Romania, dass ich sogar die Ueberfahrt geschenkt (ich hätte die 50 Cent gerne bezahlt), und einen frischen Apfel vom Bauern spendiert bekomme. Ich bedanke mich mit kleinen Schokoriegeln, die aber dankend abgelehnt wurden. Die Freundlichkeit überrascht mich, ebenso wie der imposante Anblick der beleuchteten Festung Petrovaradin nach der Einfahrt in Novi Sad bei Dunkelheit.

Donnerstag, Oktober 13

Kopacki rit oder der bisher schönste Teil des Weges

Gestern war Tag 11 und es war eine richtig lange Etappe geplant, und nach dem Grenzübergang nach Kroatien sah es auch nach einem zuegigen vorankommen aus. Vor allem war es ein tolles Gefühl im schoenen Kroatien zu sein, die Landschaft wurde hügeliger und abwechslungsreicher. 120 km habe ich mir heute vorgenommen, um bis Vukovar zu kommen und da aus verschiedenen Gründen den nächsten Ruhetag einzulegen. Aber es kam anders, da ich mich heute nicht so gut gefühlt habe und das gleich beim ersten schweisstreibenden Anstieg über 100 hm vor Batina einsehen musste. Übrigens mein Rad inklusive Ausrüstung hat 37,5 Kilogramm - gewogen am Tag der Abreise. Mit Blick auf den Grenzübergang nach Serbien über die Donau ging es das Kopfsteinpflaster steil hinunter nach Batina, eine Weinbaugemeinde im 3-Laendereck. Sehr nett.

Nach ein paar Kilometer ging es links weg auf den Dammweg und die nächsten 38 KM quer durch den Kopacki rit Naturpark auf teils Schotterwegen und unbefestigten Trails. Der schönste Teil meiner bisherigen Reise, das Beobachten der dutzenden Greifvoegel die ungestört einige hundert Meter vor mir am Weg sitzen und erst kurz vor meiner Ankunft wegfliegen, sogar ein Adler war darunter! Glaube ich zumindest ;) Heute hätte ich echt gerne ein Teleobjektiv dabei gehabt. Gewaltig war vor allem die Ruhe und das Beobachten und Lauschen der Natur an sich, ob die Schreie der Voegel oder der Wind in den Baeumen oder im Schilf, die man an diesem sehr schoenen Herbsttag wahrnehmen konnte. Der Naturpark im Ueberschwemmungsgebiet des Zusammenflusses der Donau (jetzt Dunav) und der Drau (Drava) ist wirklich ein Juwel, den man nur empfehlen kann.

Es hatte 20 Grad und zum Glueck waehlte ich die kurze Radbekleidung. Nach einiger Zeit ist mir die Kraft für ein lockeres Weiterkommen ausgegangen, da ich vor allem immer mehr die Belastungen durch die holprigen Dammwege spuere (sobald ich auf Asphalt fahre nema Problema). Bei Km 19 am Damm lege ich mich kurzerhand am Bauch ins Gras (ihr könnt euch denken, warum...), und geniesse fuer 30Minuten die Ruhe. Zweimal kommen Männer aus dem Schilf, die augenscheinlich vom Fischen zurückkehren. Die kennen sich sicher hier aus, denn soweit ich gelesen habe, muss man hier auch auf Landminen aus den Balkankriegen aufpassen!

Gegen 16.30 Uhr erreiche ich schwer erschoepft Osijek und beziehe ein Bett im Hostel der Altstadt - geht's eben morgen nach Vukovar, dafür gabs am Abend grossartige Cevapcici - ich liebe Kroatien.

Mittwoch, Oktober 12

Dehnungsübungen nach einer Etappe

Hi Gregor!

Damit du nach einer anstrengenden Etappe, deine Muskulatur besser regenerierst und deine muskuläre Entspannungsfähigkeit förderst, poste ich dir einige Übungen speziell für Radfahrer.
Die Übungen sollten langsam und sanft durchgeführt werden. Die Muskulatur sollte aber ein gewisses Maß an Spannung erreichen, deshalb sollte ein leichtes Spannungsgefühl vorhanden sein.
Die richtige Körperhaltung, eine gleichmäßige und ruhige Atmung gewährleisten eine optimale Dehnung der Muskulatur.



Dehnung Oberschenkelrückseite















 
Im Sitzen beide Beine gerade nach vor strecken und Zehenspitzen anziehen
Knie sind durgstreckt
Oberkörper mit geradem Rücken über die gestreckten Beine nach vorne neigen
Versuche mit den Fingern deine Zehen zu erreichen (Beine bleiben gestreckt!!!)


Dehnung der Gesäßmuskulatur

















Im Sitzen rechtes Bein über das Linke stellen
Fußsohle dabei ganz aufsetzen
Mit dem rechten Arm abstützen
Mit der linken Hand aufs rechte Knie greifen
Mit dem linken Ellenbogen das aufgestellte  Bein zur Schulter drücken
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    Dehnung Oberschenkelvorderseite

















    Am Bauch liegend mit der rechten Hand  das rechte Bein zum Gesäß ziehen
    Becken aktiv gegen die Matte drücken
    Das linke Bein ist ausgestreckt
    Nicht diagonal greifen!!!
    Seite wechseln



      Dehnung der Wadenmuskulatur





















      Hüftbreiter Stand
      Weiter Ausfallschritt nach vor
      Zehenspitzen zeigen gerade nach vor
      Vorderes Bein beugen
      Hinteres strecken
      Rücken gerade halten
      Hüfte und Oberkörper nach vor schieben
      Gesamtes  Gewicht auf das vordere Bein verlagern
      Fersen bleiben am Boden!!!
      Seite wechseln


        Dehnung der Hüftmuskulatur













         



        Auf einem Bein knien
        Zweites aufstellen
        Oberkörper und Rücken bleiben gerade
        Hände zur Hüfte geben oder am Knie abstützen
        Seite wechseln


          Dehnung der Rückenmuskulatur

















          Kniestand
          Arme weit nach vorne strecken
          Kopf und Rumpf sinkt nach vorne
          Gesäß auf Fersen absetzen

          Das war Ungarn

          Nach 603 km von Szentgotthard an der österreichischen Grenze, über die slowakischen Grenze im Norden und der anschließenden Fahrt in den Süden und der 13 km von Mohacs nach Udvar an der kroatischen Grenze, verlasse ich heute das freundliche Ungarn.

          Es gab Menschen auf meinem Weg, die mir öffentliche Wasserstellen und den Weg zeigten, eine Frau die mich in ihrer eigene Küche Wasser zapfen lies, und es gab Menschen die mir einen kleinen Einblick in die ungarische Seele gewaehrten.

          In Ungarn, wo viele an ihren südlichen Nachbarn kein gutes Haar ließen, die Geschäfte lang offen halten, Sonntags nix los ist, die Fähre gar nicht oder pünktlich fährt, und die Bäcker-Verkaufswagen täglich erst um 17 Uhr mit lauter Hupe durch die Orte fahren.

          Einerseits sind die Städte sehr individuell, andererseits weisen vorwiegend österreichische und deutsche Unternehmen auf die Globalisierung hin. Ländliche Gegenden im Westen sind sehr sauber und vergleichbar mit der Oststeiermark, die ländlichen Orte im Süden von Budapest zeigen ärmlichere Verhältnisse. Viel mehr hätte ich gerne dokumentiert, aber aus Respekt habe ich darauf verzichtet, die so fleißigen Menschen vor ihren Häusern bei Ihren Tätigkeiten und Arbeiten zu fotografieren. So wie ich gestern am Weg von Baja Richtung Mohacs im Süden, gerne das im Huehnerdreck spielende Kind fotografiert hätte, wie es umgeben von Hühnern und 2 am Haus arbeitenden Männern mit altem Spielzeug spielt. Das Haus war auf einer Seite sogar teilweise offen und der Zaun war natürlich löchrig rund um's Haus.

          Weiter suedlich sehe ich wieder mal eine zweisprachige Ortstafel - Donaudorf siehe Bild -, ein Hinweis auf die dort lebende deutschsprachige Minderheit der Donauschwaben, die geschichtlich seit dem Ende der Türkenkriege im 17./18. Jahrhundert im entvölkerten Land angesiedelt wurden. In etwa 150 Jahre nach der von den Ungarn verlorenen Schlacht gegen die Türken bei Mohacs, wo ich heute übernachtet habe.

          Im südlichsten Donauhafen von Ungarn genehmige ich mir dann doch das empfohlene Bier aus österreichischer Lizenz mit Doppeladler am Logo, und eine sehr gut schmeckende originale Gulaschsuppe, die mehr Gemüsesuppe mit Paprika, Karotten, Kohlrabi, Erdaepfel, Bohnen, Pustawurst, Nockerl und Sauerrahm ist, und wo genauso wenig Rindfleisch drinnen ist, wie ich auch der gesamten Reise freilaufende Rinder gesehen habe. Mein Bild vom ländlichen Ungarn mit den Viehherden hat sich dann also doch nicht bestätigt.

          Dienstag, Oktober 11

          Lebensqualität

          Was haben Heartbeat, ein Atomkraftwerk, das Kulmland, Parkplätze als Müllhalden und überraschende, unvorhersehbare Erlebnisse gemeinsam? Sie beschreiben eine gewisse Lebensqualität, die der Mensch hat oder erreichen will!

          Gestern habe ich mich lange mit Lebensqualität an sich beschäftigt. Begonnen hat es damit, dass ich endlich ein Foto von einem Rastparkplatz mit extremen, privaten Müllablagerungen fotografiert habe, die mir schon seit der Stadtausfahrt von Budapest ins Auge gestochen sind. Nördlich der Stadt auf den touristischen Einfahrtsrouten ist mir das nicht aufgefallen. Der restliche Weg bis Paks mit einer Donauueberquerung ging rasch voran, teilweise auf schönen Dammwegen. Ab Paks hab ich die übliche Route verlassen, um am Atomkraftwerk Paks vorbeizukommen und eine neue Route zu wählen, die in keiner Karte verzeichnet ist. Es gelingt mir doch ein Foto aus dem Achselwinkel zu machen, bevor der Security mich auf das Verbot hinweist.

          Mit einem beklemmenden Gefühl geht es weiter Rund ums AKW herum, die Bilder von Fukushima vor der Augen und die Gedanken an die Lebensqualität der Menschen hier gerichtet, die bei jedem GAU hier unmittelbar betroffen wären. Am Ende des Weges treffe ich István, der mich einige Kilometer mit seinem Moped begleitet und mir freundlich sofort querfeldein den richtigen Weg zum Damm zeigt. Ruta Duna ist dazu mein Stichwort.

          Unter mächtigen 380 KV Leitungen hindurch kommt mein Gedanke auch an das Kulmland und Pischelsdorf zurück, dessen Wappen mich ja begleitet. 380 KV - Sinnvoll, hin oder her. Man kann angesichts der heute aufgrund der obskuren Finanzwelt verschleuderten Millionen nicht verstehen, worum zuwenig Geld für die Erhöhung der Lebensqualität und wenigstens dem Bau einer Erdleitung zur Verfügung steht.

          8 km später am Ende des schönen Dammweges in Gerjen, muss ich leider feststellen, das die erhoffte Fähre heute sicher nicht mehr fährt. Laut Auskunft der im angrenzenden Buffet sitzenden Bewohner ist diese kaputt, was mein Foto des abgetakelten Bootes beweist. Da auch die nächste Fähre 20 km weiter saisonmaessig außer Betrieb ist, kann ich mein Etappenziel Baja für heute abschreiben. Kommt Zeit, kommt Rat - denke ich mir bei Kaffee und Kartenstudium, bis mir die Chefin nach einiger Zeit, in der ich die Diskussionen der Menschen bemerkt habe, ein Handy mit einem deutschsprechenden Ungarn ans Ohr hält, der mir sagt, er bringe mich in 10 Minuten ans andere Ufer bei Kalocsa, der Paprikametropole. Unglaublich! Ein unvorhersehbares Ereignis und Erlebnis, das ich niemals vergessen werde. Auch das ist Lebensqualität...

          Montag, Oktober 10

          Von Budapest auf die Csepel Sziget

          Nach dem anfänglichen Totalen Verkehrsstress bei der Stadtausfahrt von Budapest und einer Stunde über viele Gehsteige, Auf-, und Abfahrten von sogenannten, schlecht befahrbaren Radwegen, erreiche ich nach der Überfahrt auf die Csepel Sziget, die die Donau in 2 Flussarme trennt, das Ortsende von Budapest.

          Nach einiger Zeit kann man dem Verkehr über teilweise asphaltierte Dammwege entkommen. Mit meiner Entscheidung, den Richtung Süden linken, kleineren Donauarm zu folgen, habe ich an dem Tag doch noch die richtige Entscheidung getroffen. Am Morgen hat es in Budapest, wie angekündigt geregnet und die Kälte und die nassen Straßen haben meine Stimmung nicht gerade beflügelt. Am Weg entlang des Wassers wird man dann mit Naturschönheiten und dem sichtbarem Leben der Ungarn am Wasser entschädigt. Sehr schöne neue Häuser, aber auch alte Häuser ohne Prunk und Pomp liegen am Donaustrand, wobei man sich fragt, wie jemand in der sozialistischen Zeit vor der Wende zu solchen Gründen und Besitz kommen konnte.

          Endlich erreiche ich das Sperrwerk am Ende der Insel und mache mich auf sie Suche nach einer Unterkunft, um mich für den nächsten Tag auszuruhen!

          Sonntag, Oktober 9

          Atemübung zur mentalen Entspannung

          Lieber Gregor,

          ich möchte dir eine kleine Atemübung mit auf den Weg geben, damit du dich nach einer Etappe besser entspannen kannst. Am besten du führst sie vor dem Schlafen gehen aus, damit du schneller in einen Erholungszustand kommst.
          Nimm dir einen kurzen Moment Zeit und konzentriere dich auf deine Atmung. Versuche sie zu spüren, indem du die Hände auf deinen Bauch legst. Atme tief durch die Nase in den Bauch ein (der Bauch wölbt sich nach außen) und stoße die Luft in einem Zug durch den Mund wieder aus, wenn möglich mit einem leichten Seufzer.
          Wiederhole die Übung dreimal!

          Ich werde die in den nächsten Tagen noch einige Mobilisations-und Dehnungsübungen posten, speziell für Radfahrer, damit du diversen Verspannungen vorbeugst und sich deine Muskulatur besser regenerieren kann.

          Liebe Grüße Roland

          Mag. Roland Grabmüller
          Sportwissenschafter
          Diplom -Mentaltrainer
          http://www.grabmüller.at/

          Wetter(Café) Update

          hi gregor,

          heut nur ganz grob, muss in die berg: schneeschaun! (es hat bei uns bis zu
          1m geschneit)

          also, in der gegend wo du jetzt rumkurvst bist jedenfalls aus der besseren
          seite der alpen.
          sollte die nächsten tage allermeistens trocken bleiben und auch etwas milder
          als nördlich des alpenbogens. tagsüber um die 15 grad und nächtens auch
          deutlich über null.
          vielleicht hast zwischendurch sogar ganz netten rückenwind...

          also, aufpassen auf den straßen und viel spaß!

          christian

          Budapest, 6 Tage, 423 km

          Vor einer Woche bin ich am Kulm gestartet und habe es nach 6 Radtagen bis Budapest geschafft. Es ist ein tolles Gefühl bei der Stadteinfahrt zu wissen, jeden Kilometer persönlich gestrampelt zu sein - ohne Flugzeug, ohne Bahn, ohne Auto...

          Großteils hat mich gestern dabei das Wetter beschäftigt, dass immer wieder trotz dunkler Wolken die Sonne blicken lies, aber nach einer zu langen Pause im Künstlerstadtchen, habe ich dann doch dem Regen davonfahren müssen. Die gestrigen 72 km waren doch mühelos, vor allem da der 8er wirklich fast zur Gänze beseitigt wurde und mein Rad wieder gut lief, es teilweise schon schoene Wege entlang der Donau gibt und die letzten Km vor Budapest dann einfach nur 'Genussradeln' waren.

          Am Weg durch das Donauknie gab es landschaftlich in einem an die Wachau erinnernden Teil der ungarischen Donau auch mehr zu sehen, Burgen wie in Visegrad, nette Städte wie das touristisch vielbesuchte Szentendre, aber auch entgegenkommende Rad-Tagesausflügler.

          Budapest selbst ist dann einfach WOW... Trotz der vielen Leute am Samstagabend, habe ich dann versucht das Flair zu geniessen und bin nicht einfach nur durchgefahren. Budapest ist einfach eine (Donau-) Metropole, die einfach beeindruckend sein kann.

          Heute, genau 7 Tage nach meinem Start, geht es weiter in Richtung Süden, circa 450 km Richtung Kroatien. Ich hoffe, der Regen verschont mich. Haltet mir die Daumen!

          Freitag, Oktober 7

          Esztergom und der ideale, vorgezogene Ruhetag

          Der Sturz vorgestern hatte gestern noch seine Nachwirkungen. Der 8er am Vorderrad war mit meinen bescheidenen Mitteln nicht zu reparieren, und dann hat eine Seitentasche den hohen Belastungen am Weg gestern bis Esztergom nicht standgehalten. Durch den Sturz war sicherlich ein Riss im Material schuld daran, dass gestern nach einem der vielen Schlaglöcher, am sogenannten Radweg neben der Donau, eine Tasche nur noch am Gummiseil hing!

          Die Wettervorhersage für heute, die notwendigen Reparaturen am Bike und der Umstand, dass ich Budapest im Gegensatz zu der überraschend beindruckenden Stadt Esztergom - ein ehemaliger Herrschersitz - schon kenne, haben meinem Körper heute einen Ruhetag gegönnt.

          Es regnet zwar nicht in Strömen, aber es ist kalt heute, und obwohl morgen nicht wirklich Besserung angesagt ist, bin ich glücklich, dass mein 8er im einzigen Bikeshop in der 30.000 Einwohnerstadt Esztergom bereits nahezu beseitigt wurde, und ich meiner Tante und meinem Onkel auch ein neues Taschensystem kaufen konnte ;) Vielen Dank nochmal für eure Unterstützung, ich hoffe ich kann dieses System fast neuwertig dann überreichen! Ansonsten kriegt ihr natürlich neue Taschen, wie versprochen!

          Der Weg bis hierher war nicht sonderlich aufregend, außer des nicht geplanten Besuch in der Slowakei auf der Reise bei Komarom, bekommt man ab und zu die Donau zu sehen. Ein Blick, der auf mehr hoffen laesst, sobald ich morgen am sogenannten Donauknie vorbeikomme, wo die Donau eine 90 Grad Drehung in Richtung Budapest macht.

          Mittwoch, Oktober 5

          Ein ereignisreicher Tag oder die Geschichte von falschen Wegen, einem Sturz und der Donau

          Wie kann ein Tag eigentlich schlecht sein, der mit einem Sonnenuntergang an einem tagelang herbeigesehnten Zwischenziel endet. Die Glücksgefühle verdecken nun, die teilweise anstrengenden, verzichtbaren Strapazen des heutigen Tages.

          Aber von Beginn an: Um 10 Uhr starte ich nach einem unglaublich deftigen ungarischen Frühstück in der pannonischen Pampa - gestaerkt mit einer gegrillten Pustawurst, 2 blanchierten Eiern und einem Honigbrot. Normal nicht so mein Ding, ein deftiges Frühstück, aber kosten muss man - unter den Augen des Wirtes. Klingt zwar nicht so, aber es war wirklich nur kosten, der Wirt hat eigentlich ja 4 Wuerste und 4 Eier aufgelegt... da haette ich den Ruhetag schon heute einlegen und die Waesche nicht schon am Vorabend waschen müssen. Da ich gestern den Weg bis Győr nicht geschafft habe und abseits des Weges eine Unterkunft genommen habe, nehme ich besten Gewissens eine Abkürzung zurück zum Dammweg, der mich jedoch wieder zum gestrigen vorletzten Etappenort Rábapatone brachte - 8 km umsonst auf mühsamen tiefem Schotterweg.

          Ein guter Beginn, vor allem wenn der weitere Weg für 22 km nicht wieder ein- und derselbe schottrige Dammweg bis an das Ziel der Stadteinfahrt in Győr gewesen waere. Belohnt wurde ich aber nach der einsamen Tortur (bis auf ein paar Mitarbeiter der Au-Verwaltung bei der Baumpflege, habe ich auf 22 km niemand getroffen) mit einer schmucken Altstadt, die echt sehenswert ist. Auf der Suche nach einem Weg aus der Stadt in Richtung Donau, finde ich bei einer riesigen Kreuzung plőtzlich das Schild Euro Velo 6 Route (die Radverbindung vom Atlantik bis ans Schwarze Meer). Voller Freude trete ich in die Pedale, damit ich nach dem langen Aufenthalt in der Stadt und der Fotosessions an der Raabmündung in die Mosoni-Duna (Seitenarm der Donau) endlich die erste Großtadt verlassen konnte. Ich bin doch von einigen Reiseberichten gewarnt worden. Auf einem Fahrrad ist das dann doch nicht so einfach, und schon bin ich etwas unaufmerksam bei einer Querung des Radweges mit dem Vorderrad sogleich in der naechsten Eisenbahnschiene gelandet. Daraufhin habe ich mich dann nicht wirklich elegant, aber doch wirkungsvoll am Asphalt abgestützt und eine Vollbremsung hingelegt. Auf, alle Sachen wieder gepackt und ab durch die Mitte, nur raus aus der Stadt... Nach dem überstandenen ersten Schock und einige Zeit spaeter, realisier ich den entstandenen "Achter" im Vorderrad. Macht nix, weiter und am Abend versuchen zu reparieren... Kurz darauf treffe ich die ersten Touren-Biker mit noch mehr Gepaeck als ich auf den Radeseln. Andreas und Caroline aus Bayern (eigentlich ein Berliner und eine Thüringerin) sind am Weg nach Istanbul, bis Weihnachten. Eine halbe Stunde plaudern spaeter, komm ich dann bei der Vorstellung meines GPS ipads drauf, dass die Velo 6 nicht am Wasserweg vorbei führt... Umdrehen, einige Kilometer umsonst geradelt und zurück Richtung eines "Neu-Reichen-Vorortes" von Győr. Bald 18 Uhr, das heutige Tagesziel in Komarno scheint sowieso schon unerreichbar fern. Ich rechne schon damit, dass ich mein Zelt wieder irgendwo in der Pampa, noch vor der Donau aufstellen muss. In der Eile lande ich dann doch in einem Zielort mit dem ich für heute nicht mehr gerechnet habe. Günyő, der Ort wo die Mosoni-Duna wieder den Donaustrom erreicht. Und siehe da, vor mir liegt einer der schőnsten Orte an der Strecke und die Pension Duna Panorama erwartet mich mit einem perfekt deutsch sprechenden Hausherrn. Rad verstaut und raus auf die geniale Terasse für ein Foto der Donau bei Sonnenuntergang...

          Dienstag, Oktober 4

          Szentgotthard bis nahe Győr

          Die Raab ist kurz vor Győr schon ein richtig breiter Fluss, der sich jedoch nach wie vor nur an Brücken beobachten laesst. Seit Szentgotthard bin ich in den letzten beiden Tagen 177 km entlang eines grünen Bandes gefahren, wo sich dahinter die Raab als Begleiter schlängelt. Da ich in ersten beiden Tagen viele Stopps für Fotos am Wasserlauf und bei Mündungen benötigt habe, habe ich gestern versucht einige Kilometer aufzuholen, um heute neben der Raabmündung auch Zeit für eine Besichtigung in der Stadt Győr zu haben. Seit Sobor befahre ich mühsam den Dammweg, der aufgrund des tiefen Schotters nicht nur kraftraubend, sondern auch nicht ungefährlich ist. Morgen sollte ich zu Mittag in Győr den ersten Donauzufluss erreichen und nachmittags die Donau zu Gesicht bekommen. Haltet mir die Daumen! Mehr Fotos dann bei einer vernünftigen Internetverbindung.

          Montag, Oktober 3

          Wetter(Café) Update

          bis inkl. 6. okt. bleibt das wetter am weg so wie es is. warm und sonnig.
          tagsüber über 20 grad, tiefstwerte um 10 grad. in der früh könnte es
          stellenweise nebelig bzw. hochnebelig sein. danke christian! das klingt gut...

          Die Sonne begrüßt mich in Ungarn

          Der erste Tag mit Start am Kulm bis zur Übernachtung im Zelt vor der ungarischen Grenze haette nicht besser sein können! Die Verabschiedung durch meine Familie und Freunde im Cafe Nanu bei einem tollen Fruehstueck (vielen Dank an Nik, Florian und Norbert) war einfach genial! Die Glückwünsche und Worte von Pischelsdorf's Buergermeister Erwin Marterer und sein Reisegeschenk (Pischelsdorfer Wappen) werden mich bis zu meiner Rueckreise begleiten und meinen Weg nach Hause weisen. Sandra, Philipp und Daniel haben mich noch bis begleitet, es war mir eine Ehre mit euch die ersten Kilometer zu fahren!
          Nach der ersten Muendung des Roemerbachs in die Feistritz in Gersdorf, wo ich von Buergermeister Erich Prem schon erwartet wurde, habe ich am ersten Tag auch noch die Feistritzmuendung in die Lafnitz gefunden - gar nicht so leicht... Nun bin ich in Ungarn - Szentgotthard und fahre der Lafnitzmuendung in die Raab entgegen! Haltet mir die Daumen bis Gyoer!