Donnerstag, November 3

Ankommen

Der Tag ist gekommen, um endlich in Pischelsdorf am Schwarzen Meer anzukommen. Nachdem ich gestern den ganzen Vormittag gebraucht habe, die besten Fahrtoptionen von Tulcea ins Donaudelta nach Sulina zum Donaukilometer 0 zu finden, stand mittags endlich der grobe Plan für die nächsten Tage.

Gar nicht so einfach, denn zum einen ist das Delta nicht so einfach zu erreichen, die Schiffahrt fährt nicht täglich jeden Ort an bzw. retour, und man braucht Hilfe bei der Routenplanung, denn beim Tourist Office ist keine vernünftige Auskunft zu bekommen. Andererseits braucht man eine Fahrkarte für das Schiff, eine geeignete Information, ob man ein Zimmer im gewünschten Ort bekommen kann, und dann noch der Dschungel durch die Bürokratie des Donau Biosphärenreservat hinzu. Zum Beispiel habe ich an einem Schalter die Berechtigung zum Passieren des Deltas bezahlt, um mit dem Kassenbon an einem anderen durch eine Glasscheibe sichtbaren zweiten Schalter, im selben Gebäude jedoch mit einem anderen Eingang, von 2 gelangweilten Damen das Ticket ausgefüllt und gestempelt zu bekommen. Ob ich wirklich jemals kontrolliert werde, vage ich zu bezweifeln. Zum Glück hat mich ein Mitarbeiter dort verstanden, der mir voller Stolz dann sicherlich 15 Minuten in perfektem Englisch die Schönheiten, die Wege und sogar die Entstehung des Deltas erklärt hat. Sehr interessant, wie auch der Tipp, dass ich sogar eine Radtour im Delta zwischen Sulina und dem zweiten Hauptarm der Donau nach Sfanto Gheorge machen kann. Somit stand nach 3,5 h endlich grobe Plan mit Rückfahrtsmöglichkeit für meinen Erholungsurlaub in den kommenden Tagen.

Die Fahrt nach Sulina war bis auf die vielen Erklärungen eines in den USA, North Carolina, lebenden Rumänen nicht sehr spannend, da man großteils am neuen Kanal entlang fährt. Man sieht jedoch schon hier die unendliche Weite und Wirrungen des Deltas, wie auch ab und zu Pelikane und andere schöne Vögel, die über das langsam tuckernde Schiff hinwegfliegen. Bei jeder Ortschaft halten wir kurz, um einige Passagiere und auch Waren von Bord zu lassen. Die Ankunft in der 4.000 Einwohnerstadt um 17 Uhr bei fast vollständiger Dunkelheit ist gefolgt von geschäftigen Treiben am Kai, wo allerhand Waren die nur so ihren Weg ins Delta finden, von ihren Empfängern laut schreiend und wild gestikulierend wie auf einem Markt oder der Börse entgegengenommen werden. Glücklicherweise finde ich nach der Hektik eine sehr schöne Pension, da die vom Tourist Office empfohlene Pensiunea Jean Bart mich rigoros abweist, nachdem ich mich mit meinem Englisch als Tourist zu erkennen gab. Merkwürdig, jetzt ist mir klar, warum dieser Ort noch länger brauchen wird, um an die glorreichen alten Zeiten anzuschliessen, als Sulina der wichtigste Donauhafen in Rumänien war.

Die Wäsche ist heute, Mittwoch, mittags endlich wieder trocken und ich konnte nach einem entspannten Vormittag endlich raus an die Donau zum Kilometer 0, wo ich die sehr unscheinbare Markierung, da auf der gegenüberliegenden Uferseite liegend, erst im zweiten Anlauf finde. Aber mittlerweile ist das nicht mehr das Ende der Donau, die im Schwarzwald entspringt, und aufgrund der Ablagerungen erst 2 km nach den alten Leuchttürmen ins Schwarze Meer mündet.

Eine kleine Fotosession an dieser Stelle später geht's auf zu diesen letzten 2 km auf meiner Reise von Pischelsdorf ans Schwarze Meer. Genau 2267 km gefahrene Kilometer und 1095 km Luftlinie von meinem Ausgangspunkt am Kulm im oststeirischen Kulmland erreiche ich das Schwarze Meer. Im Rumänischen Marea Neagra; der Name kommt aus dem arabischen, türkischen und bedeutet soviel wie nördliches Meer.

Eigentlich habe ich mir nicht viel erwartet und zudem habe ich heute bei meinem Ankommen festgestellt, dass ich mir merkwürdigerweise gar keine grossen Gedanken und Vorstellungen über diesen Moment gemacht habe. Die Ankunft in Tulcea vorgestern bzw. auch in Sulina selbst haben alle meine Gedanken so eingenommen, dass mich die unglaubliche Schönheit des Strandes und der Moment am Meer dann einfach umgeblasen hat. Ich habe nicht erwartet, dass dieser Augenblick so schön sein wird, und dass die Zufahrt zum Strand selbst ein Traum für sich ist. So eine Kulisse baut man vielleicht für große Filme, das hier war aber echt und authentisch. Darüber hinaus gehörte der traumhafte Strand für die kommenden zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang mir ganz alleine. Ich habe gefeiert, die Zeit für eine lange Fotosession genutzt, den Moment genossen, und einfach auch nur still da gesessen. Ab hier fehlen mir die Worte, aber seht doch selbst. Bis morgen.

6 Kommentare:

  1. GRATULIERE, Grexi! Einfach UNGLAUBLICH!
    Du bist wirklich ein Wahnsinn! :)

    Freu mich schon auf weitere Geschichten und natürlich auf ein Wiedersehen!
    Bis dahin: Halt die Ohren steif! ;)

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  2. Vielen lieben Dank, Cousinchen! Bis Bald, deinen Geburtstag schaffe ich aber nicht, deshalb schon jetzt alles Gute!

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  3. Hallo Gregor!

    Ich möchte dir zu deiner Leistung recht herzlich gratulieren! Den körperlichen Vorsprung aufgrund deiner Reise beim Tennis werden wir schnell wieder aufgeholt haben, bei deiner mentalen Stärke werden wir noch länger zu knabbern haben... ;)
    Ich ziehe nochmals den Hut vor dir und deiner Leistung!
    Jetzt brauchst nur mehr gut nach Hause kommen! Freu mich schon!

    lg
    el Capitan

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  4. Hallo Gregor,

    herzlichen Glückwunsch zu deinem Vorhaben (und zu deiner Leistung)!

    Du musst uns das mal ausführliche bei einem gepflegten Glaserl erzählen - ich hoffe, du hast dann noch einige Buttons übrig .. ;-)=

    Schöne Grüße,

    Hansi & Eva

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  5. Hi Gregor!

    ENDLICH (net) ME(h)ER radln ;-)))

    Wir gratulieren recht herzlich zu deiner Tour.

    lg Daniel

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  6. Vielen Dank Hansi & Eva! Freut mich sehr, dass ihr mit dabei seid!

    Daniel, hab gar nicht gewusst, wie sehr man das Meer geniessen kann! Jetzt ist aber das wahre Wunderland das Delta selbst... Nicht auszudenken, wieviele Vögel da im Fruehjahr herumschwirren!

    Capitano, ja jetzt werden die Tie-Breaks gegen mich doppelt hart... Du glaubst gar nicht, wieviele taktische Varianten ich mir auf der Fahrt dafür überlegen hab können, und alle auf Sieg, eh klar...;))))

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